Bush will mehr Öl aus Alaska

US-Regierung nimmt neuen Anlauf für Ölbohrungen im arktischen Naturpark – diesmal stehen die Chancen angesichts der komfortablen Mehrheit im Senat gut

BERLIN taz ■ Die US-Regierung nimmt einen neuen Anlauf auf die Genehmigung der Ölförderung im Arctic National Wildlife Refuge (ANWR). „Es ist eine der ersten Sachen, die wir nächstes Jahr in Angriff nehmen“, erklärte ein Mitarbeiter des US-Energieministers Spencer Abraham. Angesichts des hohen Ölpreises und nachdem die Republikaner ihre Mehrheit im Senat auf 55 Stimmen ausbauen konnten, stehen die Chancen dafür gut wie nie.

Einige der neu gewählten Senatoren hätten bereits ihre Zustimmung signalisiert, erklärte Abraham vergangene Woche – „ein gutes Zeichen“. Das ANWR ist ein Naturschutzgebiet in Alaska und fast so groß wie Österreich. Dort leben Eisbären, Grizzlys und Wölfe. Unzählige Zugvögel nisten dort, und im Sommer weidet eine wilde, 130.000 Tiere umfassende Karibuherde in der Küstenebene – genau der Bereich, wo gebohrt werden soll. Um die zehn Milliarden Barrel Öl werden dort vermutet. Damit könnte ab 2013 bis zu fünf Prozent des US-Ölbedarfs gedeckt werden – rein rechnerisch für knapp dreißig Jahre.

Seit 17 Jahren versuchen die Republikaner die Ölförderung durchzusetzen. Einen ersten Rückschlag erlitt das Projekt, als 1989 die „Exxon Valdez“ vor Alaska auf ein Riff fuhr und eine verheerende Ölpest verursachte. 1995 verhinderte US-Präsident Bill Clinton per Veto die Bohrungen, und zuletzt scheiterte das Vorhaben mehrfach am Senat, wo die Republikaner bislang nur eine hauchdünne Mehrheit von 51 der 100 Stimmen hatten.

Mit den Karibus, die von den Ölförderanlagen abgeschreckt werden dürften, ist auch die Lebensweise der Gwichin-Ureinwohner gefährdet, die von der Karibujagd leben. Drei Viertel der Einwohner Alaskas befürworten aber die Bohrungen. Denn sie sind an den Ölprofiten beteiligt. Allein 2003 erhielt jeder Bürger knapp 2.000 Petro-Dollar vom Staat Alaska. URB