Muslimischer Feiertag: Ströbele rudert zurück

Grünen-Politiker will christlichen nicht durch islamischen Feiertag ersetzen. Er schlägt einen Tag der Weltreligionen vor

BERLIN taz ■ Der Grünen-Fraktionsvize Christian Ströbele rückt von seiner Forderung ab, einen christlichen Feiertag durch einen muslimischen Feiertag zu ersetzen. „Ich will den Christen nichts wegnehmen“, sagte Ströbele der taz. Er könne sich aber vorstellen, dass ein muslimischer Feiertag in Bundesländern mit „weniger Feiertagen als in Bayern und Baden-Württemberg“ und einem hohen Anteil von Menschen muslimischen Glaubens gefeiert werden könnte. Ströbele schlug alternativ „einen Feiertag der Weltreligionen“ vor.

Ströbeles ursprünglicher Vorschlag war bei SPD, Union und Kirchen, aber auch bei Grünen auf scharfe Kritik gestoßen. Daniel Cohn-Bendit, Chef der Grünen im Europaparlament, sagte im taz-Interview: „Ströbele hat eine plakative Idee gesucht.“ Es gehe jedoch im Moment nicht darum, neue Kampffelder zu eröffnen, sondern die Debatte zu versachlichen. Auch muslimische Verbände zeigten sich nur bedingt begeistert von Ströbeles Idee. „Der Vorschlag ist voreilig und unvorbereitet“, sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Nadeem Elyas, der taz. Dadurch sei eine „Polarisierung entstanden, die wir nicht brauchen können“, so Elyas. Der Vorsitzende des Islamrats, Ali Kizilkaya, sieht das ähnlich. „Das war wohl gut gemeint“, sagte er der taz, „der Zeitpunkt ist jedoch falsch, so etwas zu diskutieren.“ Die Reaktionen der Politiker hätten das gezeigt und seien für die Muslime „verletzend“ gewesen, so Kizilkaya.

Der Direktor des Zentrums für Türkeistudien, Faruk Șen, findet nicht, dass der Zeitpunkt von Ströbeles Vorschlag ungünstig sei. Ein Feiertag für Muslime sei ein „erster Schritt“ zu ihrer Integration, sagte er der taz. Es dürfe jedoch dadurch kein anderer Feiertag wegfallen. Damit sei das Problem ein volkswirtschaftliches, so Șen. SAT

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