Saubere Arbeit für 2.000.000 Menschen

Bis 2010 könnten 500.000 neue Jobs entstehen, vorausgesetzt, Rot-Grün wird ökologischer, sagt der BUND

BERLIN taz ■ Als sich Regierung und Wirtschaft um den Emissionshandel stritten, murrte Michael Rogowski, Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie: „Die Arbeitslosigkeit, die so entsteht, hat eine Farbe: Sie ist grün.“ Angelika Zahrnt vom Umweltverband BUND zitierte ihn gestern noch einmal, um sogleich zu sagen: „Das ist falsch.“ Denn: 2010 könnten in Deutschland über zwei Millionen Menschen in Umweltbranchen arbeiten. Das sind satte 500.000 mehr als heute.

Der Graben zwischen Rogowski und Zahrnt ist freilich nicht neu. Umweltverbände erklärten schon vor mehr als 20 Jahren, dass Klimaschutz oder Ökolandwirtschaft Investitionen fördern und die Wirtschaft ankurbeln. Nun hat der BUND aber erstmals die zahlreichen Studien dazu zusammengefasst.

Und so sagt Zahrnt zwar: „Wir dürfen kein beschäftigungspolitisches Wunder erwarten.“ Doch gäbe es in den nächsten fünf Jahren allein 300.000 neue Jobs, wenn Ökoenergie zulege und sich Energiesparen durchsetze. Handwerker würden dann beispielsweise zu Wärmedämmern.

200.000 weitere Stellen hingen davon ab, ob die Bahn und das Carsharing vorankämen, sprich: Mobilität umweltfreundlicher werde. Zehntausende könnten zudem auf Biohöfen und in Ökohotels neue Arbeit finden. BUND-Agrarexpertin Reinhild Benning erklärt: Auf dem Ökohühnerhof betreut eine Arbeitskraft 20.000, auf dem konventionellen 50.000 Tiere.

Allein: Die Agenda 2010 der anderen Art hat nur eine Chance, wenn die rot-grüne Regierung ihre Ziele wie die Agrar- und Verkehrswende ernster nimmt als bislang. Deshalb forderte der BUND gestern erneut, Fliegen teurer und Bahnfahren billiger zu machen. HANNA GERSMANN