Neue Pisa-Note knapp genügend

Das deutsche Schulsystem schneidet beim zweiten Pisa-Test erneut schlecht ab: Die geprüften 15-jährigen SchülerInnen rangieren in der unteren Hälfte der 31 Staaten

BERLIN dpa ■ Bei der zweiten weltweiten Pisa-Schulstudie hat Deutschland erneut schlecht abgeschnitten. Danach landen die deutschen Schüler in allen drei Testdisziplinen nur in der unteren Hälfte der Leistungstabelle von 31 Industriestaaten. Beim aktuellen Schwerpunkt Mathematik konnten sie sich um drei Plätze auf Rang 17 verbessern. Beim Lesen und Textverständnis, die Schlüsselkompetenz für das Lernen in Schule und Beruf, kommen sie dagegen nur auf Platz 20, im Nebengebiet Naturwissenschaften verbesserten sie sich vom 20. auf den 16. Rang.

Drei Jahre nach der ersten Pisa-Studie belegt die Untersuchung erneut: In keinem anderen vergleichbaren Staat der Welt hängt der Schulerfolg so stark von Einkommen und Vorbildung der Eltern ab. Das deutsche Schulsystem versagt nach dem Fazit der Forscher bei der Förderung von Arbeiter- und Migrantenkindern. Bei gleicher Begabung hat ein Akademikerkind eine mehr als dreimal so große Chance, das Abitur zu erlangen, wie ein Facharbeiterkind.

Das Ergebnis des ersten Pisa-Tests im Dezember 2001 hatte die Kultusminister aufgeschreckt. Sie verständigten sich auf mehr frühkindliches Lernen, eine Änderung der Schulstruktur lehnen sie aber ab. Als einziger Staat weltweit trennt Deutschland schon Zehnjährige in verschiedene Schulformen.

Für die neue Studie waren im Frühjahr 2003 bundesweit 50.000 Schüler im Alter von 15 Jahren getestet worden. Offiziell stellen Kultusministerkonferenz und die OECD die Ergebnisse erst am 7. Dezember vor. Erschreckend hoch ist der Anteil der „Risikoschüler“: Mehr als 22 Prozent können einfachste Texte nicht lesen und verstehen sowie selbst am Ende ihrer Pflichtschulzeit allenfalls auf Grundschulniveau rechnen. In keiner anderen großen Industrienation ist die Zahl der Schüler, die nur das unterste Testniveau erreichen, so hoch wie in Deutschland. Beim ersten Pisa-Test waren es 22,6 Prozent.

Beim Schwerpunkt Mathe zeigen deutsche Schüler zwar mittelmäßige Leistungen im Grundrechnen. Bei anspruchsvollen Aufgaben fallen sie aber zurück. In der Gesamtwertung ergab das 500 Punkte. Beim ersten Pisa-Test waren es 490; wegen der statistischen Fehlertoleranz keine deutliche Verbesserung.