Zank um PISA: Was läuft schief?

Neue PISA-Studie heizt die Hamburger Debatte über Bildungsreformen an. Behörde wiegelt ab, SPD kritisiert Abbau der Sprachförderung, GAL fordert Systemwechsel

Das abermalige schlechte Abschneiden deutscher Schülerinnen und Schüler in der weltweiten PISA-Schulstudie heizt die Debatte über Bildungsreformen auch in Hamburg an.

Nach Ansicht von GAL-Fraktionschefin Christa Goetsch machen die PISA-Ergebnisse deutlich, wie wichtig eine tief greifende Reform des Bildungssystems sei. „Der große Skandal des deutschen Bildungswesens ist und bleibt, dass in erster Linie die soziale Herkunft über die Bildung bestimmt“, greift Goetsch eines der wesentlichen Ergebnisse der neuen Leistungs-Analyse auf. Dagegen gebe es keine kurzfristigen Maßnahmen.

Notwendig sind nach Auffassung von Goetsch ein Ende der „Sortierung der Kinder nach der vierten Klasse“ sowie neue Unterrichtsmethoden. Die GAL fordert seit langem die neunjährige Einheitsgrundschule für alle SchülerInnen als Alternative zum dreigliedrigen Schulsystem ab Klassenstufe fünf.

Goetsch erklärte zudem, sie sei erschreckt darüber, dass offenbar weiterhin jeder fünfte Schüler Schwierigkeiten habe, selbst einfache Texte zu verstehen. Es sei die wichtigste Herausforderung, sich um diese schwachen Schüler zu kümmern.

Auch die Hamburger SPD-Bildungspolitikerin Britta Ernst forderte ein Sofortprogramm für leistungsschwache SchülerInnen. In der gesamten Diskussion um PISA habe man sich zu wenig um diese Gruppe gekümmert.

Ernst sieht zudem die Gefahr einer Schwächung der Grundschule durch die Bildungspolitik des CDU-Senats. „Ein Abbau von Sprachförderung, wie er derzeit an Hamburgs Grundschulen praktiziert wird, ist eine fatale Fehlentscheidung“, kritisiert die Sozialdemokratin.

Unterstützung erhält Ernst vom Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus. Kraus fordert als Reaktion auf PISA II mehr Deutschunterricht für Kinder von Migranten, da viele ausländische Kinder in der Schule Schwierigkeiten beim Lesen oder Rechnen hätten. In der Studie hatte vor allem die Bildung von Migrantenkindern in Deutschlands Schulen im internationalen Vergleich miserabel abgeschnitten.

Der Sprecher der Hamburger Bildungsbehörde, Alexander Luckow, mahnt hingegen zur Gelassenheit und sieht Hamburgs Schulsystem aller Kritik zum Trotz auf dem richtigen Weg: „Veränderungen im Bildungsbereich brauchen mehr Zeit.“ So würden etwa die in Hamburg in diesem Jahr eingeführten Änderungen wie zentrale Prüfungen und das Abitur nach acht Jahren erst in einigen Jahren ihre Wirkung zeigen.Marco Carini

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