Genpollen ohne Nebenwirkungen

Sachsen-Anhalt stellt Ergebnisse des geheimen Genmais-Anbaus vor: „Kein Risiko“

BERLIN taz ■ Die Ernte ist eingefahren: Der Genmais, der in diesem Jahr auf dreißig geheimen Standorten in sieben Bundesländern wuchs, ist ab. Gestern präsentierten die verantwortlichen Experten nun ihre ersten Forschungsergebnisse. Die Botschaft des sachsen-anhaltinischen Wirtschaftsministers Horst Rehberger (CDU), der den Anbau initiierte: Es gibt keine Risiken.

Im Klartext: Ein Nebeneinander von herkömmlichen und Gentechpflanzen ist ohne weiteres denkbar. Genau das bezweifeln aber die Genkritiker. „Koexistenz ist schon mit einfachen Maßnahmen möglich“, hält der Hallenser Professor Eberhard Weber den Skeptikern entgegen. Er begleitete den Anbau unter der Regie der Förderagentur Innoplanta wissenschaftlich. Weber: „Ein Trennstreifen von 20 Metern“ zwischen einem Gentechacker und einem gentechfrei bewirtschafteten Feld reiche aus. So werde auf letzterem der von der EU vorgegebene Schwellenwert (0,9 Prozent) für eine Gentechkennzeichnung keinesfalls überschritten.

Auf insgesamt 300 Hektar war der gegen den Maiszünsler resistente Bt-Mais MON 810 ausgebracht worden. Noch sind nicht alle Felder ausgewertet – gestern lagen nur die Daten von sechs Standorten vor –, aber die Verantwortlichen wollten nicht länger mit ihren Schlussfolgerungen warten. Denn am Freitag wird im Bundestag das neue Gengesetz mit seinen umstrittenen Haftungsregeln verabschiedet. Und auf diese wolle man schließlich noch Einfluss nehmen, so Rehberger. „Wenn Landwirtschaftsministerin Renate Künast ihre Ankündigung ernst meine, die Ergebnisse des Erprobungsanbaus zu berücksichtigten, dann muss sie den Gesetzentwurf ändern!“, forderte Rehberger. Die im Gesetz vorgesehene „verschuldungsunabhängige Haftung“ für Gentech-Bauern sei nicht gerechtfertigt.

Der Genanbau sei auch deshalb ein Erfolg gewesen, weil die Standorte geheim gehalten werden konnten, betonte Uwe Schrader. Er ist Vorsitzender bei Innoplanta und Mitglied der FDP-Landtagsfraktion. So hätte verhindert werden können, dass die Felder von Gegnern zerstört oder beteiligte Landwirte belästigt wurden.

Greenpeace nannte den Versuchsanbau „eine mit Steuergeldern finanzierte Werbekampagne der Industrie“. Die Ergebnisse seien längst aus anderen Versuchen bekannt. Ohnehin wurde nur eine mögliche Verunreinigung auf dem Acker untersucht. Eine Gentech-Kontamination drohe aber „auch durch verunreinigtes Saatgut sowie belastete Ernte-, Transport- und Lagereinrichtungen“, warnte der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft. WOLFGANG LÖHR