Sonne beschert im nächsten Jahr 13.500 Jobs

Umsatz des Photovoltaikmarktes verdoppelte sich in diesem Jahr auf 1,5 Milliarden Euro. Solarthermie wuchs dagegen nur um 10 Prozent. Solares Wärmegesetz soll Impulse geben. Unternehmensverbände der Solarwirtschaft fusionieren

BERLIN taz ■ Mal eine positive Wirtschaftsgeschichte: Die deutsche Solarwirtschaft hat in diesem Jahr traumhafte Wachstumsraten erreicht. Plus 50 Prozent: Allein im Photovoltaikmarkt – also der Verstromung von Sonnenenergie – wird sich der Endkundenumsatz auf circa 1,5 Milliarden Euro erhöhen. Der Absatz der deutschen Modulhersteller konnte von monatlich 7,4 Megawatt auf 14,7 Megawatt verdoppelt werden, die Zahl der Arbeitsplätze stieg bei den Herstellern um 34 Prozent auf 2.855.

Insgesamt leben mittlerweile 17.000 Menschen von der Solarbranche. „Allein in diesem Jahr kamen 5.000 dazu“, erklärte gestern Gerhard Stryi-Hipp vom Bundesverband Solarindustrie (BSi). Vom Wachstum profitiert nämlich vor allem das deutsche Handwerk: Elektrotechniker, Installateure und Dachdecker. „Mittlerweile 23 Prozent unserer Mitgliedsbetriebe sind im Geschäftsfeld Photovoltaik aktiv“, sagte Simon-Boris Estermann vom Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnische Handwerke (ZVEH). Während nur 20 Prozent aller Mitglieder Wachstumspotenziale im klassischen Elektrohandwerk sehen, planen 32 Prozent, „ganz konkret den solaren Geschäftsbereich auszubauen“. Bei den Heizungsbauern sind es sogar drei Viertel aller 50.000 deutschen Handwerksbetriebe, die „Solar“ anbieten.

Diese Erfolgsgeschichte sei dem neuen EEG zu verdanken, erklärt Simon-Boris Estermann: „Ein äußerst sinnvolles Beispiel von Wirtschaftsförderung“. Nach einer gestern in Berlin vorgestellten Untersuchung des Europressedienstes kommt die Branche 2005 so richtig in Fahrt: Bei konservativen Berechnungen werden 10.000 neue Arbeitsplätze allein im Handwerk entstehen. Großhandel und Hersteller tragen 3.500 neue Jobs bei. In Auftrag gegeben hatte die Studie der Bundesverband Solarindustrie. Estermann: „Sie zeigt, dass eine Marktsättigung noch lange nicht in Sicht ist.“

Eine positive Wirtschaftsgeschichte also? Mitte November hatte die deutsche Solarwirtschaft von der Bundesregierung noch „bessere Rahmenbedingungen zur Nutzung der Sonnenenergie“ verlangt. Gefordert hatte das Carsten Körnig, Geschäftsführer des anderen solaren Unternehmensverbandes UVS. Das sorgt natürlich für Verwirrung. Doch auch hier gibt es gute Nachrichten: Beide Unternehmensverbände, BSi und UVS, haben die Zeichen erkannt und einen Fusionsprozess eingeleitet. Ab 2005 will die Solarbranche mit einer Stimme reden.

Und das tut auch Not. Die Forderung von Mitte November bezog sich nämlich auf den solaren Wärmemarkt, der vom EEG nicht berücksichtigt wird. Der wuchs 2004 nur um 10 Prozent. „Um die Abhängigkeit von steigenden Öl- und Gaspreisen zu verringern, brauchen wir ein solares Wärmegesetz“, lautet Körnigs Vorschlag. Unterstützt wurde er zum Beispiel von Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank: „Der zu erwartende Ölpreisanstieg macht aus ökonomischer Sicht alternative Wärmequellen interessant.“ NICK REIMER