Es wird immer dunkler

Das Kölner Film-Festival Feminale steht unmittelbarvor dem Aus, weil das Kultur-Ministerium sparen will

Die Gerüchte, das Kölner Frauenfilm-Festival „Feminale“ könnte dem Rotstift des Kulturministers zum Opfer fallen, kursieren schon eine Zeitlang. Doch was im Oktober, bei der letzten „Feminale“, noch bang diskutiert wurde, scheint nun immer näher zu rücken: Offenbar steht das Festival unmittelbar vor dem Aus.

Kürzlich erhielt Festivalleiterin Jennifer Jones eine Mitteilung des Ministeriums, dass der Zuschuss nur noch 100.000 statt 132.000 Euro betragen werde. Außerdem, und das ist die Crux an der Geschichte, solle das Geld komplett jenem Festival zugebilligt werden, dass im jeweiligen Jahr stattfinde. In der Vergangenheit hatte sich die Feminale mit ihrem Dortmunder Pendant „femme totale“ arrangiert, das im jährlichen Wechsel stattfindet. Die Landesgelder wurden schwesterlich geteilt. Im kommenden Jahr soll aber explizit das Dortmunder Festival gefördert werden. Die Feminale ginge derweil leer aus und wäre in ihrer Existenz akut bedroht. Denn auch wenn die Feminale-MacherInnen augenscheinlich pausieren, legen sie nicht die Hände in den Schoß. Hinter den Kulissen planen sie bereits das nächste Festivaljahr, sichten Filme, organisieren weitere Projekte. Das geschieht natürlich in Büros. Und Büros kosten Geld. Personal auch. Dessen scheint man sich in der Landeshauptstadt aber nicht bewusst zu sein.

Im Kulturministerium bejaht und verneint man die fragwürdigen Pläne gleichermaßen. Sprecherin Heike Dongowski sagte der taz, die Überlegungen seinen grundsätzlich richtig, „aber noch nicht festgezurrt.“ In der übernächsten Woche werde es ein Gespräch in Düsseldorf geben, „bei dem wir hoffen, eine andere Lösung zu finden.“ Will bedeuten: Die Kürzungen sind beschlossen, in dem Gespräch wird sich der Minister lediglich um Schadensbegrenzung bemühen.

Der oft unterbreitete Vorschlag, man könne aus Feminale und femme totale angesichts knapper Kassen ein einziges Festival schustern, ist nicht realisierbar, finanziell wie künstlerisch. Inhaltlich sind die Festivals, auch wenn beide Frauenfilm projizieren, völlig unterschiedlich ausgerichtet, weshalb für die MacherInnen eine Zusammenlegung nicht in Frage kommt. Sie fürchten „mehr Verlust als Mehrwert“ und geben die Hoffnung nicht auf, dass sie auch fortan nebeneinander exiastieren dürfen. Sollte der Feminale, einst das erste Festival seiner Art, aber tatsächlich das Licht ausgehen, sollten die Projektoren künftig still stehen müssen, wäre das ein herber Verlust – für Köln, für NRW, für die ganze Filmbranche.

BORIS R. ROSENKRANZ