WEISSE FLOCKEN, SCHWARZE ARMUT

Youssou N’Dour aus dem Senegal sieht sich unter flockigem Elend begraben. Der wahlweise als „bester lebender Sänger“ und „afrikanischer Künstler des Jahrhunderts“ bezeichnete 45-jährige wirbt mit den Baumwollflocken für die Menschenrechtsorganisation Oxfam. Die will zehn Millionen Unterschriften sammeln, um die derzeit laufenden Weltagrarverhandlungen im Sinne der Kleinbauern zu beeinflussen (www.maketradefair.com). Immerhin könnte etwa einer Milliarde Menschen aus der Armut geholfen werden, wenn die Handelsregeln nicht weiterhin vor allem Großgrundbesitzern und den Industrieländern helfen würden, schätzt Oxfam. Baumwolle ist dabei eines der perversesten Beispiele: Die Preise für den Bekleidungsrohstoff haben sich seit Mitte der 90er-Jahre halbiert. Den Weltmarkt bestimmen 25.000 hochsubventionierte US-Farmer und -Firmen, die ihre staatlich geförderten Überschüsse zu Billigpreisen verkaufen. Mit knapp 3,5 Milliarden Dollar pro Jahr erhalten die Baumwollproduzenten der USA dreimal mehr Geld als das gesamte Hilfsprogramm ihres Landes für Afrika ausmacht. Gleichzeitig ist Afrika eine der Hauptanbauregionen der Erde, zehn Millionen Baumwollfarmer leiden allein in Westafrika unter den künstlich niedrigen Preisen der Cotton-Planter aus den Vereinigten Staaten. „Stellen Sie sich einfach einmal vor, was diese Bauern mit den Subventionsmilliarden anfangen könnten“, so N’Dour. Oxfam hat schon über fünf Millionen Unterschriften gesammelt, auf der Website kann sich jeder eintragen. FOTO: GREG WILLIAMS