Die „Süddeutsche“ bleibt einmalig

Ja, was ist denn nun: Kommt die junge „SZ 2“? Oder stirbt das Projekt für junge LeserInnen schon vor der Geburt einen traurigen Tod, weil verzagte Anzeigenkunden an der Zukunft der Zeitung offenbar doch kein Interesse haben

Der Versuch der Süddeutschen Zeitung (SZ), mit einer täglichen Beilage im Tabloid-Format (Arbeitstitel: SZ 2) bei jungen LeserInnen zu punkten, könnte schon bald im Papierkorb landen. Grund dafür: Mangelnde Wirtschaftlichkeit. „Wir haben unsere Anzeigenkunden befragt, und die haben nicht so viel Interesse bekundet“, sagte Verlagssprecher Sebastian Berger gestern der taz.

Über die Zukunft des gesamten SZ-2-Projektes sei aber noch nicht endgültig entschieden. Nun überlege man, eine eigene Zeitung – also keine Beilage – im Tabloid-Format auf den Markt zu bringen, so Berger: „Definitiv ist aber überhaupt noch nichts.“

Fest steht auf jeden Fall, dass die Gesellschafter des Süddeutschen Verlags nicht wie ursprünglich geplant schon im Dezember endgültig abstimmen. Nun muss zunächst die neue Idee der eigenständigen SZ 2 getestet werden. Aus der Redaktion heißt es dagegen, das Ende der SZ 2 sei intern längst besiegelt. Von mehreren Seiten wird übereinstimmend berichtet, dass Projekt sei schon „eingestampft“ – das Team „Junge Zeitung“, die rund zehn für die Entwürfe zuständigen Mitarbeiter der Stammredaktion, sei darüber bereits vor einer Woche informiert worden. Offen reden will über das brisante Thema allerdings niemand.

Schließlich stand erst am Freitag in einem ganzen Schwung Zeitungen (inklusive taz) eine Agenturmeldung, laut der die SZ vor dem Start der Kleinformat-Ausgabe oder -Beilage stehe. Die Tests seien gut verlaufen, meldete dpa und berief sich auf Chefredakteur Hans-Werner Kilz. Dessen Büro sprach gestern von einem Missverständnis: „Wir sind noch nicht so weit“, soll Kilz gesagt haben. Selbst äußern wollte sich Kilz gestern aber nicht.

Vorbild für die zwischen 16 und 36 Seiten starke tägliche SZ 2, die ursprünglich nur als Beilage geplant war, ist das äußerst erfolgreiche Supplement G2 des britischen Guardian.

Würden die SZ und ihre Gesellschafter nun dagegen beschließen, mit einer eigenständigen Tabloid-Zeitung auf den Markt zu kommen, hieße die Konkurrenz Welt kompakt (Springer-Verlag) oder News (Holtzbrinck). Ob hierbei die Anzeigenkunden tatsächlich mehr Interesse signalisieren würden, ist noch unklar. „Das müssen wir noch herausfinden“, so Verlagssprecher Berger.

Klar ist, dass sich auch die SZ verstärkt um junge LeserInnen kümmern muss. SZ 2 sollte die 14- bis 39-Jährigen erreichen – eine Zielgruppe, die für die Anzeigenkunden sehr wichtig ist, der SZ durch den gewaltsamen Tod ihres Jugendsupplements jetzt aber ziemlich verloren gegangen ist.

Trotzdem scheint die Richtung, die die Verlagsgesellschafter der Redaktion vorgeben hat, eine andere zu sein. SZ 2 als Beilage wird es – wie es bisher aussieht – also nicht geben. Und ob das eigenständige Tabloid jemals auf den Markt kommt, ist ebenfalls mehr als fraglich.

Fest geplant sind drei weitere SZ-Projekte, die laut Redaktionsflurfunk in der Tradition der CD-Reihe „Große Pianisten“ und der SZ-Bibliothek stehen. Vielleicht ist ja auch was für Jüngere dabei.

SASCHA TEGTMEIER