Schönheit und Gewalt

Das vierte Kölner „Cineasia Filmfestival“ präsentiert im Filmhaus an drei Tagen aktuelle Filme aus Japan

Zartbesaitete sollten am Wochenende das Kino im Kölner Filmhaus meiden. Denn obwohl sich dort das „Cineasia Filmfestival“ drei Tage lang der japanischen Kultur widmet, steht zen-buddhistische Ruhe nicht auf dem Programm. Zu sehen ist stattdessen eine autoritätshörige und überdrehte Gesellschaft. Filme wie Takashi Miikes „Izo“ spiegeln dies und können den abgeklärtesten Filmkritiker aus der Reserve locken.

Angepriesen als „philosophischer Splatterfilm“, sieht man den titelgebenden „Helden“ zwei Stunden von einem Gemetzel zum nächsten stolpern. Bei seinem übernatürlichen Feldzug durch Zeit und Raum mäht Izo mit seinem Schwert alles nieder, was ihm in die Quere kommt. Der Nihilismus in „Izo“ macht weder vor Priestern noch vor Frauen und Kindern halt.

Dramaturgisch hat der Film vordergründig nicht viel zu bieten, doch die Radikalität gibt Rätsel auf, und Montage und Bildästhetik passen sicherlich auch nicht zum gewöhnlichen Gewalt-Trash: Die eingestreuten Bilder von (sprechenden!) Blumen, einem überkandidelten Liedermacher oder historischen Aufnahmen von Kriegen und Aufmärschen stellen sich dem entgegen (Fr 0.15 Uhr, So 21.45 Uhr).

Nicht selten lösen asiatische und vor allem japanische Filme bei einem westeuropäischen Publikum eine Mischung aus Faszination, Abscheu und Unverständnis aus. Die häufig krude Melange aus Gewalt, Schönheit, Ernsthaftigkeit und Albernheit steht dem hiesigen Verständnis von Logik, Einheit und Stringenz entgegen. „Cineasia“ bietet in seinem vierten Jahr mit 16 Vorstellungen an drei Tagen wieder die Möglichkeit, sich dieser Welt zu nähern. So freuen sich die Veranstalter, „Steamboy“, das lang ersehnte Werk von Katsuhiro Otomo, dem Zeichner von Klassikern wie „Akira“ oder „Das Selbstmordparadies“, als Europa-Premiere präsentieren zu können (Fr 20 Uhr, Sa 12 Uhr).

Mit Hideaki Annos „Cutie Honey“ ist auch die Realverfilmung eines Mangas im Programm. Die Adaption des gleichnamigen Mangas aus den 70ern ist hemmungslosester Comic-Trash, dessen Protagonistin wie ein Wirbelwind actionreich durch die absurde Handlung stürmt (Fr 22.30 Uhr, So 12.30 Uhr).

Auch „Zebraman“, die zweite Neuheit von Takashi Miike, ist eine krude Superhelden-Parodie, die den Zuschauer permanent mit den unglaublichsten filmischen Einfällen überrumpelt (So 19.15 Uhr). Erstmals sind aber auch Dokumentarfilme zu sehen: Mit „How I‘m surviving in Kawaguchi City“ (So 14.30 Uhr) und „Identity“ (Sa 0.00 Uhr) werden zwei ungewöhnliche Lebensentwürfe portraitiert, die gegensätzlicher kaum sein könnten.

So unterschiedlich all die gezeigten Filme sein mögen, eins ist klar: Auf Extremes sollte man sich auf jeden Fall einrichten.

Christian Meyer

„Cineasia Filmfestival“: 10.-12.12., Filmhaus Köln, Maybach Str. 111 www.cineasia-filmfestival.de