Ein Forum für abwegigen Humor

Der Kölner Zeichner Leowald (37) steht mit seinen häufig autobiografisch geprägten Geschichten dem Bildwitz näher als dem klassischen Comic-Album. Mit seiner Web-Site www.zwarwald.de verwirklicht er seinen Traum vom Zeichnen ohne Zwang

Von Christian Meyer

Dass Leowald Zeichner geworden ist, erscheint aus heutiger Sicht fast zwingend. „Auf dem Bolzplatz“ sei er schon „nicht der Held“ gewesen. Und die prägenden Jugendjahre hat der Mann, den taz nrw köln-Leserinnen und -Leser als gelegentlichen Karikaturisten kennen, in seiner Heimatstadt Gummersbach praktisch in „innerer Isolation“ verbracht, erzählt er. Aus der hat ihm dann das Zeichnen herausgeholfen. „Zeichnen ist eine Art zu kommunizieren für Leute, die eigentlich ganz gerne den Tag zu Hause verbringen. Das birgt natürlich auch komisches Potenzial“, meint Leowald.

Seine Arbeiten gibt es jetzt noch öfter als früher zu sehen. Seit einiger Zeit konzentriert sich Leowald auf seine „Zwarwald“-Arbeiten auf der eigenen Internetseite www.zwarwald.de. Dort veröffentlicht er Tag für Tag einen neuen Strip. „Mit ‚Zwarwald‘ bemühe ich mich darum, ein Forum zu schaffen, das frei zugänglich ist“, erklärt Leowald Sinn und Zweck des Projekts. „Und ich möchte das dann auch von Zwängen, etwa durch Werbung, frei halten.“

Es ist die Sehnsucht nach dem alten Kinderzimmertraum vom Zeichnen ohne Fremdbestimmung, die ihn da treibt. Der Strip „Wetten dass“ (siehe Illustration) greift das auf: Das zwanghafte Zeichnen des täglichen Strips wird durchkreuzt von den äußeren Zwängen des medialen Tamtams.

Die Comic-Geschichten und Cartoons von Leowald sind häufig autobiografisch geprägt. Sie verhandeln das eigene Interesse an Popkultur, vor allem Popmusik, und die häufig damit einhergehende Gegenstandsfixierung: Schallplatten, Comics – nerdiger Jungskram eben. Selbstironisch überhöht wird das Thema in einer Geschichte um einen Vinyljunkie, der „heldenhaft“ der Einführung der Compact Disc widersteht („Ich bin Legende“; Zwar Nr.1).

Leowald, der zunächst in Offenbach „Visuelle Kommunikation“ studierte und 1997 nach Köln übersiedelte, steht der Tradition des Bildwitzes näher als dem klassischen Comic-Album mit längeren Geschichten. Mit seinem schnellen, krakeligen Zeichenstil, scheinbar unkontrollierten Handlungsverläufen und einem etwas abwegigen Humor kann man Parallelen zu Katz & Goldt, vor allem aber zum Berliner Comic Underground, beispielsweise den Zeichnern Fil oder OL, ausmachen. „Ich mag merkwürdigen Humor, über den nur manche lachen, mit totalen Schrottzeichnungen“, sagt Leowald.

Und so sind die gelungensten Arbeiten die, die recht naiv aus einer „spontanen Eingebung“ heraus entstehen. „Ich versuche mich selbst zu überrumpeln, wie bei einem Versprecher oder einem Kurzschluss“. Zuletzt sind so die ersten beiden Ausgaben des Comic-Heftes Zwar im Eigenverlag entstanden, die den Charakter eines Sudelbuches mit spontanen Einträgen vermitteln. Daneben arbeitet er mit dem spannenden Düsseldorfer Comic-Kollektiv „Herrensahne“ zusammen – und eben an www.zwarwald.de.

Doch Geld verdient man mit so was kaum. „Man hat es in Deutschland sehr schwer als Comic-Zeichner. Als Illustrator verdiene ich Geld, die Comics laufen so nebenher“, erklärt Leowald. Das überschneide sich teilweise, aber er versuche das Zeichnen ein bisschen vom Beruf zu trennen. „Ich betrachte es nicht nur als Hobby, aber möchte die Comics auch nicht nur unter dem Aspekt der Anwendung sehen. Illustrationen, etwa für Broschüren, Plattencover, Webseiten oder Zeitungen (SPEX, Stadt-Revue, taz nrw köln), sind in der Regel Auftragsarbeiten. Und selbst wenn jemand sagt, ,wir wollen so etwas typisch Leowald-mäßiges haben‘, steckt doch immer oder zumindest oft eine Vorgabe dahinter – sei es der Formatzwang oder eine vorgegebene Zielgruppe. Das versuche ich bei Comics zu vermeiden.“

Mit Zwarwald entzieht sich Leowald bislang erfolgreich jeglicher Fremdbestimmung.

www.zwarwald.de www.leowald.de www.herrensahne.de