Was Axel kann, können wir auch

Die taz-Initiative zur Straßenumbenennung hat Charme. Schon weil das Springer-Haus an der Rudi-Dutschke-Straße läge. Seine Adresse hat der Verlag um die Ecke verlegt: an die Axel-Springer-Straße

VON ULRIKE LINZER

Den Durchbruch in den Osten, den hat Axel Springer immer gewollt. Die nach ihm benannte Straße, das nördliche Ende der Lindenstraße, führt von Kreuzberg nach Mitte. Und endet vor einem Flachbau aus den 70er-Jahren, der die letzten Meter bis zur Leipziger Straße verstellt. Darin residiert das Modehaus Ebbinghaus, es hat jedoch kürzlich Insolvenz angemeldet. Dem Abriss des Plattenbaus steht wohl nichts mehr im Wege, die Vereinigung der Axel-Springer-Straße mit der Leipziger Straße wäre perfekt.

Durchbruch längst geplant

Wie die Springerpresse vermeldet, hat der Senat das Straßendurchbruchs-Projekt in die Investitionsplanung des Landes für 2007/2008 aufgenommen, als Bestandteil der vom Senat bereits seit längerem verfolgten kompletten Neugestaltung des Spittelmarktes. Derzeit ist die nach dem 1985 verstorbenen Verleger benannte Axel-Springer-Straße noch eine 300 Meter lange Sackgasse. Sie führt von der Kochstraße zum Spittelmarkt, besagter Flachbau trennt sie von der Ost-Achse.

Sein Abriss und die Anbindung an die Leipziger Straße wäre ein weiterer Erfolg für den Axel-Springer-Verlag, nach dem vor acht Jahren – trotz vehementer Proteste – am 10. April 1996 das nördliche Ende der Lindenstraße in Axel-Springer-Straße umgetauft wurde.

Jahrelang hatten der Springer-Verlag und Verlegerwitwe Friede Springer versucht, eine Straße in unmittelbarer Nähe des Hochhauses nach Konzerngründer Axel zu benennen. Das für die Straßennamen zuständige Bezirksamt Kreuzberg hatte das Vorhaben zunächst abgelehnt. Der damalige Kreuzberger Bürgermeister Peter Strieder (SPD) war allerdings bereit, lieb gewonnene Feindbilder der Mauer-Ära und des Kalten Krieges zu vergessen und bot dem Verlag an, einen firmeneigenen Parkplatz gegenüber dem Verlagsgebäude in einen öffentlichen Axel-Springer-Platz umzuwandeln. Doch das war wohl nicht genehm, einen Platz gab es schließlich auch schon in Hamburg.

Der Senat entzog den Bezirken das Verfahren und dank dem beherzten Eingreifen des ehemaligen Verkehrssenators Herwig Haase (CDU) konnte die Umbenennung dann vollzogen werden. Denn dieser war für alle Straßennamen im Regierungsviertel zuständig, der Springer-Sitz lag gerade noch in seinem Bereich.

In einem Berliner Zeitungsviertel müsse es auch eine Axel-Springer-Straße geben, sagte damals bei der Umbenennungszeremonie der Verkehrsstaatssekretär Ingo Schmitt (CDU). Die Berliner hätten Springer viel zu verdanken – sein unermüdliches Eintreten für Freiheit, Einheit und die Aussöhnung zwischen Deutschland und Israel.

„Haut dem Springer auf den Finger – Lindenstraße bleibt“-Rufe und ein Pfeifkonzert begleiteten die Einweihungsveranstaltung 1996. Die taz berichtete damals von einer Protestaktion vor dem Roten Rathaus mit Else Kling alias Annemarie Wendl aus der Fernsehserie Lindenstraße. Mit ihrem Slogan „Ich bin die Lindenstraße“ konnte sie Eberhard Diepgen aber nicht hinter dem Ofen vorlocken.

Ein Sprecher des damaligen Regierenden Bürgermeisters schloss eine Rückbenennung aus, ebenso den Vorschlag der AktivistInnen, als Wiedergutmachung die Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße umzubenennen. Da ist sie also, die Vorreiterin der Rudi-Dutschke-Straße-Idee der taz.