Aus Alkohol wird Licht

Schwäbisch Hall will das erste Kraftwerk weltweit bauen, das mit Ethanol betrieben wird. Das schont das Klima

SCHWÄBISCH HALL taz ■ Die Stadtwerke Schwäbisch Hall wollen mehrere Kraftwerke errichten, die mit dem Alkohol Bioethanol betrieben werden. Damit soll der der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid deutlich gemindert werden.

Als klimafreundlich gilt der Energieträger Bioethanol, weil er bei der Verbrennung nur jene Menge an Kohlendioxid freisetzt, die beim Wachstum von den Pflanzen aufgenommen wurde. Der Brennstoff lässt sich durch Vergärung aus Zucker oder Stärke gewinnen. Mit Firmen wie Südzucker laufen erste Gespräche.

Stadtwerke-Chef Johannes van Bergen plant zwei Maschinen mit einer elektrischen Leistung von jeweils 2,5 Megawatt. Bis zu 40 Millionen Kilowattstunden – ausreichend um die 36.000-Einwohner-Stadt zu versorgen – sollen jährlich erzeugt werden. Zunächst müssen aber einige Probleme ausgeräumt werden. Zwar werden Autos bereits mit Ethanol betrieben. Ein Kraftwerk, das mit reinem Alkohol läuft, gibt es aber noch nicht. Die Entwicklung der Maschinen wollen die Stadtwerke selbst finanzieren. Zwei Hersteller zeigten bereits Interesse.

In jedem Fall werden jährlich rund 20.000 Tonnen Ethanol gebraucht. Derzeit ist der Preis mit 42 Cent je Liter zwar recht günstig. Doch schwanken die Preise enorm, in den letzten zehn Jahren um 300 Prozent. Das macht die Kalkulation schwierig. Zumal nicht sicher ist, ob Bioethanol den Bonus für Nachwachsende Rohstoffe bekommt. Er liegt bei 6 Cent, die vom Stromnetzbetreiber zusätzlich für die Kilowattstunde Strom bezahlen müssen. Vorgesehen ist er im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), allerdings nur für weitgehend unbehandelten Biorohstoffe. Dazu gehört der Alkohol zweifellos nicht. Der Aufschlag gelte dennoch, versichert der grüne Energieexperte Hans-Josef Fell. Vermutlich müssen aber Gerichte entscheiden.

Der Stadtwerke-Chef ist dennoch zuversichtlich. In der Ökobranche ist er gut bekannt, weil er sich früh gegen Atomkraft ausgesprochen hat. Sobald die Anlagen laufen, solle das Know-how verkauft werden, sagt er. So kämen die Entwicklungskosten wieder rein. BERNWARD JANZING