Weihnachtsgrüße aus Hamburg

Der neue Verlag für das „Kursbuch“ ist wohl gefunden. Alles sieht danach aus, dass die „Zeit“ es übernimmt

Auf die Zeit waren wir im vergangenen Sommer nicht gekommen, als die taz-Kulturredaktion einen neuen Verlag für das Kursbuch suchte. Immerhin: So strukturkonservativ waren wir nicht, zu meinen, dass das unbedingt ein Buchverlag sein müsse, auch wenn das bislang immer so war. Aber statt des Spiegels, den wir als Nichtbuchverlag ins Spiel brachten, schickt sich nun der Zeit-Verlag an, das Kursbuch unter seine Fittiche zu nehmen. Hätte man sich auch denken können, dass ein Magazin wie der Spiegel, das nun ausgerechnet Matthias Matussek zum Kulturchef macht, für eine kleine, feine Adresse wie das Kursbuch keinen Sinn hat. Außerdem ist Michael Naumann, der vor Jahren das Kursbuch zum Rowohlt Verlag geholt hatte, nach seinem Intermezzo als Kulturstaatsminister bekanntlich nicht beim Spiegel, sondern bei der Zeit gelandet. Nicht, dass das Vierteljahresmagazin zwangsläufig nachfolgen muss; aber Gesprächswege sind immerhin schon mal geöffnet. Der Rowohlt Verlag nach Naumann mochte das Kursbuch wie berichtet nicht mehr weitertragen.

In trockenen Tüchern ist allerdings noch nichts. Tilman Spengler, zusammen mit Ina Hartwig Kursbuch-Herausgeber, zeigt sich am Telefon jedenfalls überrascht vom Zeitpunkt der Meldung, den die Berliner Zeitung schon mal in die Welt gesendet hatte. Spengler bestätigt, dass man mit dem Zeit-Verlag rede, dass das Interesse seitens des Kursbuchs groß sei, dass die Gespräche „hoffentlich“ (Spengler) nahe an einem Punkt seien, an dem man zu einem Ergebnis komme; aber definitiv sei eben noch nichts. Spengler: „Schreiben Sie doch aber, dass ich diesmal keine Weihnachtskarte von Rowohlt, dafür aber zwei von der Zeit bekommen habe.“

Zu besprechen gibt es noch einiges. Spengler sagt: „Die Problematik, sich an eine Zeitung zu binden, ist allen Beteiligten bewusst.“ Vor allem muss für ihn die Unabhängigkeit des Kursbuchs unbedingt gewahrt bleiben. Die Vorteile eines Zeitungs- gegenüber einem Buchverlag liegen aber auch auf der Hand: Sie bestehen in den Möglichkeiten, die schnellere Produktionswege bieten – man braucht nicht so einen langen Planungsvorlauf von bis zu einem Dreivierteljahr wie bislang und kann aktueller agieren. Außerdem könnte man die Vertriebswege der Zeit nutzen und würde nicht nur in Buchhandlungen ausliegen, sondern auch am Kiosk.

Eine Seltsamkeit gilt es noch zu registrieren: Sowohl Rowohlt als auch die Zeit sind Teil des Holtzbrinck-Konzerns, das Kursbuch würde also nur von einer Tochterfirma zu anderen weitergereicht. Aber was macht das schon? Solange es dem Kursbuch nutzt. drk