Polizei-Picknick im Park

Am Wasserturm bleibt alles ruhig. Trotz massiven Polizeiaufgebotes nutzen Anwohner ihren Schanzenpark, so weit es geht – Zaunkontakt verboten

„Ich fühle mich total beobachtet. Die ganze Polizeipräsenz ist furchtbar“

Von Sandra Gärtner
und Nicolai Schaaf

Auch einen Tag nach der friedlichen Demonstration am Montagabend wird die Hotelbaustelle am Wasserturm im Schanzenpark gut gesichert. 108 Polizisten schützen seit den frühen Morgenstunden den Zaun rund um den Turm vor „gewaltsamen Übergriffen“. Einsatzleiter Harms betont, dass „Zaunkontakt“ verboten sei. Ansonsten behält er sich Platzverweise vor. Aber bisher gab es keine Zwischenfälle. „Ich hätte am Zaun mehr Proteste erwartet“, wundert sich der Einsatzleiter über die entspannte Lage.

Seine Hundertschaft verbringt ihre Zwölf-Stunden-Schicht mit Kartenspielen und Zeitunglesen in den Mannschaftswagen, bei laufendem Motor. Zwischendurch schlendern sie in kleinen Gruppen über die Grünflächen, trinken Tee oder sitzen telefonierend auf Parkbänken herum und strahlen Langeweile aus. Im Schritttempo rollen Streifenwagen durch den Park.

Die alltäglichen Nutzer des Sternschanzenparks erleben die Entwicklungen mit gemischten Gefühlen: Viele fühlen sich durch die Baustelle erheblich eingeschränkt. „Jetzt ist der Weg um den Turm herum gesperrt“, beklagt sich eine Hundehalterin. Der Park sei nicht mehr voll nutzbar, ärgert sie sich.

Zwei jugendliche Spaziergängerinnen stören sich nicht so sehr an dem abgesperrten Weg. Vielmehr belasten sie die „bewaffneten Menschen“. Man könne sich gar nicht mehr entspannt auf eine Bank setzen. Eine vorbeigehende Studentin klagt: „Ich fühle mich total beobachtet. Die ganze Polizeipräsenz ist furchtbar.“

Andere hingegen stört die Anwesenheit der Uniformierten nicht weiter. „Die dürfen hier genauso rumstehen wie wir“, so ein Hundehalter. Solange die Nutzung der großen Wiese nicht eingeschränkt werde, sehe er kein Problem. „Aber um das Freiluftkino wäre es wirklich schade.“

Denn ob sich der technische Aufwand für die Betreiber lohnt, wenn nur noch sechs Veranstaltungen pro Sommer stattfinden dürfen, steht noch in den Sternen.

Peter Haß vom „Freien Netzwerk zum Erhalt des Schanzenparks“ steht erbost vor der Absperrung. Noch hofft er, dass der Umbau gestoppt werden kann. Anwohner des Parks hätten am Montag eine einstweilige Verfügung gegen die Baumaßnahmen bei Gericht eingereicht. Aber vor allem setzt er auf die täglichen Aktionen im und um den Schanzenpark. Gestern Abend nach Redaktionsschluss wollten sich erneut einige hundert Hotelgegner zu einer Kundgebung am Bahnhof Sternschanze einfinden.

Von dem Vorwurf fehlender Alternativkonzepte fühlt sich Haß nicht angesprochen. Für ihn sei in erster Linie wichtig, dass das Industriedenkmal erhalten bleibe. Dazu fehle lediglich der politische Wille: „Wenn die Stadt 30 Millionen Euro in das neue Schifffahrtsmuseum investiert, kann sie auch zwei Millionen in den Wasserturm stecken“, beschwert sich Haß. Aber im Schanzenpark werde „konsequent jede Alternative zum Hotel abgeblockt“.