Gesunde Kombination

Um den Kreislauf von Schmerzen, Arzt und Krankengymnastik zu durchbrechen, wollen zwei Physiotherapeuten ihre Patienten zur selbständigen medizinischen Fitness am Gerät anleiten

von Helga Jahnke

Elvan Salja und Daniel Hannemann hatten ein spezielles Fitnessprogramm: Sie haben sämtliche Wände ihrer 520 Quadratmeter großen Praxis selbst gestrichen, manche sogar zweimal. Sie wissen aber auch, was man als Ausgleichssport machen muss, um sich bei einer so einseitigen Belastung nicht nachhaltig zu verrenken: Die beiden sind Physiotherapeuten mit Zusatzqualifikationen in Sportphysiotherapie und Medizinischer Trainingstherapie. Seit knapp drei Jahren betreiben sie eine Praxis für Krankengymnastik und kommen mit dem Massagestuhl auch ins Haus oder ins Büro.

Sie stellten fest, dass Patienten immer wieder mit den gleichen Beschwerden zu ihnen kamen. „Die Leute haben Schmerzen, gehen zum Arzt, der verschreibt ihnen Krankengymnastik. Das hilft ein paar Monate, wenn sie ihre Übungen weitermachen – falls sie weitermachen. Und nach einem halben Jahr geht es von vorne los: Schmerzen, Arzt, Krankengymnastik“, beschreibt Daniel Hannemann. Der 27-jährige und sein 33-jähriger Kollege wollen diesen Kreislauf durchbrechen. Sie wollen ihre Patienten zur selbständigen medizinischen Fitness anleiten, also Krankengymnastik und Geräte kombinieren.

Flexible Fitnessgeräte

Zum 1. Februar ziehen sie um, in die frisch renovierten Räume mit ihrem neuen Gerätepark. In dem sonnengelben Trainingstrakt stehen 30 Fitnessgeräte, elegante schwarz-weiß-rote Stahlmännchen, die einem freundlich die Arme entgegenstrecken – „FreeMotion-Seilzuggeräte aus den USA“, erklärt Elvan Salja. „Mit denen kann man dreidimensionale Übungen machen.“ Normale Fitnessgeräte trainieren eine Muskelgruppe und lassen sich nur zweidimensional bewegen: hoch und runter oder auf und zu. FreeMotion ist flexibler – bis zu zehn Muskelgruppen können mit einem der „sehr betreuungsintensiven Medizinprodukte“, so Salja, trainiert werden: „Einige haben wir als einzige in Deutschland.“

An den Geräten können sich die Patienten für die Krankengymnastik aufwärmen oder selbständig ihre Übungen machen. „Die Leute bekommen so ihre Gesundheit selbst in die Hand gedrückt“, sagt Salja „Das Bewusstsein, dass man mit den Übungen weitermachen muss, ist ja da, aber wie viel Spaß macht es denn, alleine zu Hause auf dem Boden rumzuturnen?“

Kernstück der medizinischen Fitness ist die Gesundheits-Analyse, in die der ärztliche Befund sowie ein Herz-Kreislauf-Check einfließen. „Wenn man mit Rückenschmerzen in ein Fitnessstudio geht, werden die einen in der Regel Übungen zur Kräftigung der Rückenmuskulatur machen lassen“, weiß Hannemann. „Es kann aber sein, dass der Rücken weh tut, weil die Bauchmuskeln zu schwach sind. So was kann ein Physiotherapeut erkennen und dann die entsprechenden Bauchübungen empfehlen.“ Anhand der Analyse wird ein individueller Trainingsplan aufgestellt, die Übungen werden gezeigt, und auch im weiteren Verlauf achtet der Therapeut darauf, dass sich keine Fehlhaltungen einschleichen.

„Überzeugendes Konzept“

Salja und Hannemann setzen auf die Kooperation mit den Ärzten in ihrem Viertel. Schließlich biete die Kombination von Physiotherapie und medizinischem Fitnesstraining den Vorteil, dass die Patienten nicht alle drei Monate mit denselben Beschwerden kommen. Beate Plamann-Kroll, Fachärztin für Allgemeinmedizin, findet dies überzeugend. „Das Konzept schließt die Lücke zwischen verordneter, medizinisch notwendiger Krankengymnastik und selbständigem Übungsprogramm“, sagt sie. Und lobt „insbesondere die Analyse der individuellen Ursachen und die persönliche fachliche Begleitung der festgelegten Übungen“.

Zumal auch die Effektivität der verschriebenen Krankengymnastik erhöht werde. Normalerweise wärmt der Therapeut die zu behandelnden Muskelpartien auf, dann bleiben zehn bis 15 Minuten für die eigentliche Gymnastik. „Hier gehen sie an die Geräte, um sich aufzuwärmen, und haben dann 25 bis 30 Minuten reine Behandlungszeit mit uns“, so Hannemann. „Das kostet nicht mehr als normale Krankengymnastik, denn die Geräte und der Trainer sind ja sowieso da.“

Patienten, die mit ihren Übungen selbständig weitermachen möchten, können zahlendes Mitglied werden. Das unterstützen auch die Krankenkassen, wenn auch nicht durch Kostenübernahme. „Natürlich haben wir ein Interesse daran, dass unsere Versicherten sich um Ihre Gesundheit kümmern“, sagt Armin Mechkat von der Techniker Krankenkasse, „deshalb wird die aktive Mitgliedschaft im Sportverein oder Fitnessstudio durch Bonuspunkte gefördert.“

PhysioSport Hansa, Kieler Straße 143, ☎ 40 98 98, www.physiosport-hansa.de. Tage der offenen Tür: 29. + 30. 1., 10–18 Uhr. Öffnungszeiten des medizinischen Trainingsbereiches: Mo-Fr 9-21 Uhr, Sa 11-15 Uhr.