Offizier war an Todesflügen beteiligt

Prozess in Spanien: Argentinischer Ex-Offizier soll Gefangene der Diktatur selbst aus Hubschraubern gestoßen haben. Briefe und Fernsehbericht als Beweise vorgelegt

BERLIN taz ■ Der in Spanien angeklagte argentinische Ex-Marineoffizier Adolfo Scilingo ist schwer belastet worden. Der Präsident der argentinischen Wahrheitskommission, Hugo Omar Cañón, überreichte am Dienstag dem Nationalen Gerichtshof in Madrid einen Fernsehbericht von 1997, in dem Scilingo von seiner Beteiligung an den so genannten Todesflügen spricht.

Den Aufzeichnungen zufolge schildert Scilingo, wie er einmal fast selbst mit aus dem Flugzeug gefallen sei, als er 13 mit Drogen betäubte Regimegegner aus dem Flugzeug ins Meer hinabstieß. Nach eigenen Angaben sei er damals überzeugt gewesen, das Beste für sein Land zu tun. Dem heute 58-Jährigen werden Völkermord, Folter und Terrorismus vorgeworfen.

Zuvor hatte als erster Zeuge der argentinische Journalist Horacio Verbitsky einen von Scilingo handgeschriebenen Brief aus dem Jahr 2004 dem Gericht übergeben, in dem Scilingo eingesteht, an Folter und Hinrichtungen in der Marineschule Esma beteiligt gewesen zu sein. Die Esma war das größte der rund 300 geheimen Gefangenenlager während der argentinischen Militärdiktatur. In ihr wurden rund 5.000 Personen gefoltert und ermordet. Der auch als Zeuge geladene Rabbiner Daniel Goldman erklärte, es sei „von Bedeutung, dass dieser Prozess zeitgleich mit den Gedenkfeiern zum 60. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz stattfinde“. Er hoffe, er könne „die Basis für eine andere internationale Justiz“ schaffen.

Seit Beginn des Prozesses beteuert Scilingo, seine zuvor gemachten Aussagen seien falsch und er sei unschuldig. Er hatte sich 1997 selbst der spanischen Justiz gestellt. Dies ist der erste Prozess in Spanien wegen Diktaturverbrechen in Lateinamerika.

ANNE BECKER