In Dortmunds Bierglas bleibt nur eine Pfütze

Oetker schließt die Brauerei Brinkhoff, entlässt 450 Mitarbeiter und verlagert die Zentrale des Tochterunternehmens Brau und Brunnen nach Frankfurt. Der ehemaligen Bierstadt Dortmund bleiben unentwickelte Brachen

DORTMUND taz ■ Das Ruhrgebiet wird um eine weitere Industrieruine reicher. Die Brinkhoff Brauerei in Lütgendortmund wird im kommenden Jahr geschlossen, kündigte Ulrich Kallmeyer, Chef der Biersparte des Oetker-Konzerns, gestern in Dortmund an. Nach der Übernahme der Brinkhoff-Mutter Brau und Brunnen (BUB) durch die Oetker-Gruppe im vergangenen Jahr soll es mit der Dortmunder Actien Brauerei (DAB) in der Nordstadt nur noch einen einzigen Brauereistandort in der früheren Bierstadt geben.

Oetker streicht in seiner Biersparte 450 Jobs in Dortmund und Berlin. Grund sind hohe Verluste der BUB-Gruppe und Doppelstrukturen nach der Zusammenlegung mit dem Konkurrenten Radeberger, sowie Konkurrenz durch Billigbier-Anbieter. Die Dortmunder Biersorten DAB, Brinkhoffs, Kronen, Ritter und Stifts sollen künftig am DAB-Standort gebraut werden, 30 Millionen Euro will Oetker dort investieren. „Dortmunder Bier wird auch zukünftig nur in Dortmund gebraut“, versprach Kallmeyer. Durch die Sanierung würden über 500 Arbeitsplätze am Standort gesichert – zu Hochzeiten waren in Dortmunder Brauereien 6.800 Menschen beschäftigt. „Wenn man sich einmal Europas Bierstadt Nummer eins nennen konnte, ist eine solche Entwicklung natürlich sehr bedauerlich“, kommentierte Oberbürgermeister Gerd Langemeyer (SPD) den Arbeitsplatz-Verlust.

Betriebsbedingte Kündigungen will Oetker vermeiden, aber nicht ausschließen. Arbeitnehmervertreter haben bereits angeboten, über Arbeitszeitverkürzung zu sprechen, kritisierten aber gleichzeitig das Vorgehen des Konzerns: „Die alten Brauereigebäude in Dortmund – Thier, Kronen und andere – das sind keine deutschen Bierdenkmäler, sondern Grabsteine des Missmanagements“, sagte Manfred Sträter, Sprecher der Gewerkschaft NGG. Der Konzern habe gerade für die Marke Brinkhoffs zu hohe Preise verlangt.

Was mit der Brauerei in Lütgendortmund geschehen soll, ist unklar – an einen Konkurrenten will Oetker das Gelände nicht verkaufen, „die Kapazitäten sollen vom Markt“, so Kallmeyer. „Vielleicht nutzen wir es als Lager.“ Ebenso offen ist auch die von BUB groß angekündigte Entwicklung des Geländes um das historische „Dortmunder U“: Auf dem Areal in der Innenstadt soll um die neue Hauptverwaltung von BUB ein komplett neues Viertel mit Gastronomie, Dienstleistung- und Wellness-Angeboten hochgezogen werden – ein Prestigeprojekt für die Stadt.

Dass die neue Hauptverwaltung jemals von Biermanagern bezogen wird, schloss Kallmeyer aus: Das Gebäude soll verkauft, das Oetker-Biergeschäft aus Frankfurt geleitet werden. Zur Entwicklung des Viertels sei er „überfragt“ – ein Schlag ins Gesicht der Kommune. Dort geht man weiter davon aus, dass BUB die Entwicklung „wie besprochen weiter führen“ wird, so OB Langemeyer: Es gebe feste Verträge. KLAUS JANSEN

siehe Wirtschaft und Umwelt Seite 9