press-schlag
: Die Fußballmafia kommt nicht aus Kroatien

Noch vor einer Woche waren alle Schiedsrichter gut – jetzt wird wieder munter auf die pfeifende Zunft eingedroschen

Es ist verdammt schnell gegangen. Noch vor einer Woche bemühte sich beinahe die ganze deutsche Fußballwelt darum, nett zu den Schiedsrichtern zu sein. Zu tief saß der Schock über die Affäre Hoyzer. Die Unparteiischen wurden mit Lob überschüttet, auch spielentscheidende Fehler als menschlich, mithin unvermeidbar bezeichnet. Die Balltreter, ihre Chefs und der Anhang, sie schienen einen Waffenstillstand mit den Pfeifenmännern vereinbart zu haben. Er hat nicht lange gehalten. Es wird wieder scharf geschossen.

Der Vorstandsvorsitzende des FC Hansa Rostock, Manfred Wimmer, drückte als Erster ab. Er regte sich nicht nur über Helmut Fleischer auf, der angeblich zu lange nicht abgepfiffen hat, so dass Schalke noch den Ausgleich erzielen konnte. Er stellte vielmehr eine krude Verschwörungstheorie auf. Es sind nicht selten verantwortliche Personen in den Vereinsführungen, die die Vorlagen für die Kurvengesänge von der Fußballmafia DFB liefern. Hansa, so Wimmer, habe keine Lobby im DFB. Deshalb werde Hansa konsequent benachteiligt. Was will er damit sagen? Dass der DFB in geheimen Zirkeln ausklamüsert, wer in der Bundesliga siegen soll, dass er den Schiedsrichtern Anweisungen gibt, wie sie zu pfeifen haben, nämlich im Sinne der Mannschaften, die über eine Lobby verfügen?

Wimmer ist kein Einzelfall. Immer wieder beschweren sich Manager und Trainer darüber, dass angeblich konsequent gegen ihre Mannschaften gepfiffen werde. Und am Ende wird immer der FC Bayern Meister, die Ostclubs steigen ab, und Eintracht Frankfurt bekommt trotz nachgewiesener finanzieller Unregelmäßigkeiten die Lizenz, nur weil der Verein in der Stadt beheimatet ist, in der der DFB sein Headquarter unterhält, jene geheime Schaltstelle, in der festgelegt wird, dass der FC Bayern deutscher Meister wird. Und wenn einmal nicht die Bayern die Schale überreicht bekommen, dann nur deshalb weil das mafiöse System nicht auffliegen soll. So plump wie in der ehemaligen DDR soll es schließlich nicht aussehen. Zehnmal in Folge wurde der BFC Dynamo seinerzeit Meister. Das war einfach zu auffällig.

Da ist es fast schon merkwürdig, dass Leverkusens Sportmanager Rudi Völler den unberechtigten Elfmeter, der seine Mannschaft gegen den FC Bayern auf die Verliererstraße gebracht hat, nicht als Skandal bezeichnet hat. Der falsche Pfiff sei nicht spielentscheidend gewesen. Ist das wirklich nicht verwunderlich? Völler hat als DFB-Angestellter jahrelang im Machtzentrum der Fußballmafia gearbeitet. Dort muss er mitbekommen haben, wie festgelegt worden ist, dass Bayer Leverkusen nie mehr als den zweiten Platz in der Meisterschaft belegen darf. Was soll er sich da noch groß aufregen?

ANDREAS RÜTTENAUER