Schöner Golfen mit Hartz IV

Sogar Golfclubs können gemeinnützige Ein-Euro-Jobs anbieten. Toll! Sie spielen selbst Golf? Wie der Agentur-Caddie auch zu Ihnen kommt – eine Gebrauchsanweisung

Wie kann ich als Golfspieler Ein-Euro-Jobber abkriegen?

Als Privatperson oder als Unternehmer dürfen Sie bisher leider keine Ein-Euro-Jobber für sich schuften lassen. Aber wandeln sie ihren elitären Golfclub in einen gemeinnützigen Verein um. Die Wohlfahrtsverbände haben bereits angefangen, Golfvereinen und anderen Sportverbänden Ein-Euro-Jobber anzubieten.

Kann ich auch studierte Arbeitslose bestellen?

Auch wenn es sich auf Ihrem Rasen besser machen würde: Arbeitslose AkademikerInnen sind für Ein-Euro-Jobs nicht geeignet, so Thomas Röll von der Dortmunder Diakonie. „Es ist nicht sinnvoll, den Ingenieur die Straße fegen zu lassen.“ Arbeitslose AkademikerInnen sollten besser an Weiterbildungen teilnehmen oder eine Ich-AG gründen. Sie müssen sich schon mit älteren Langzeitarbeitslosen und Migranten begnügen. Auch Jugendliche ohne Schulabschluss kommen für Sie in Frage.

Aber muss ich die nicht auch noch qualifizieren?

Machen Sie sich keine Sorgen: Nur selten ist mit Qualifizierung im Zusammenhang mit Ein-Euro-Jobs eine Weiterbildung oder Ausbildung gemeint. Sie können ihrem persönlichen Langzeitarbeitslosen beibringen, „wie man sich wäscht“ (Heinz-Josef Kessmann, Caritas Münster) und wie er den Wecker nicht überhört. Wenn Ihr Ein-Euro-Jobber nicht zur Arbeit antritt, schicken sie ihm den zuständigen Sozialarbeiter auf den Hals. Falls er sich ganz verweigert, ihren Rasen zu stutzen, fragen Sie nach einer besseren Kraft.

Bekomme ich besseres Personal, wenn ich Minijobs anbiete?

Minijobs liegen nicht mehr im Trend. Minijob-Besitzer suchen zurzeit händeringend nach Ein-Euro-Jobs, denn als Minijobber müssen sie von ihrem Zusatzverdienst das Meiste versteuern. Ein-Euro-Jobber erhalten ihre Grundsicherung und können ihren Euro pro Stunde am Fiskus vorbei in die Tasche stecken. Minijobs sind etwas für Ihre arbeitslose Lebensgefährtin: Die bekommt ja kein Arbeitslosengeld II, keinen Ein-Euro-Job und auch keine Weiterbildung mehr. Bevor sie blöd zu Hause rumsitzt... Ihr geht es ja nicht ums Geld, sondern um ihre Selbstverwirklichung.

Muss ich mich als Ausbeuter fühlen, wenn ich Ein-Euro-Kräfte für mich arbeiten lasse?

Müssen Sie nicht. Nennen sie ihr Angebot einfach Arbeitsgelegenheit oder Zusatzjob, wie es auch die staatlichen Institutionen tun. Apropos Zusatzjob: Ihr Ein-Euro-Jobber darf streng nach Gesetz nur nie dagewesene Arbeit machen. Falls doch ein richtiger Arbeitsplatz damit vernichtet wird, werfen Sie den Festangestellten nicht sofort raus, warten Sie, bis die Hartz-Proteste ganz abgeklungen sind. Sie können Ein-Euro-Jobber eigentlich gar nicht ausbeuten, denn sie dürfen nur bis zu 30 Stunden in der Woche arbeiten. Außerdem tun Sie damit den Langzeitarbeitslosen nur Gutes, die wissen dann endlich wieder, dass sie was wert sind. Aus diesem Grund plant die taz nrw einen gemeinnützigen Verein „Rettet die taz-Umgebung“ zu gründen. Ein-Euro-Jobber könnten hier die leeren Flaschen wegbringen und die Berge von Altpapier abtragen. Als Qualifizierungsprogramm führen wir sie in die Mülltrennung ein.

NATALIE WIESMANN