Eine sehr deutsche Bank

Unmoralisch aus Prinzip und Tradition: Trotz glänzender Bilanzen will die Deutsche Bank 6.400 Stellen streichen

Es gibt in Frankfurt so viele Banken wie Bordelle in Berlin. Aber keines der 920 Geldinstitute ist so verhasst wie die Deutsche Bank. Bereits 1995 übertraf ihre Bilanzsumme die des Bundeshaushalts, ihr Gewinn lag bei rund 10 Milliarden Mark.

Da hatte das größte europäische Kreditinstitut gerade 7.000 Arbeitsplätze abgebaut, nun sollen wieder 6.400 Mitarbeiter entlassen werden: „Wir müssen konkurrenzfähig bleiben!“

Vorstandsvorsitzender Hilmar Kopper, der den Posten nach der Ermordung von Alfred Herrhausen durch die RAF ergattert hatte, prägte 1994 das „Unwort des Jahres“, als er nach der Pleite des Immobiliensammlers Schneider die ausstehenden Forderungen der Handwerker als „Peanuts“ bezeichnete. Später ehelichte Kopper die Kanzlerwitwe Brigitte Seebacher-Brandt. Der derzeitige Chef, Josef Ackermann, ließ sich 2004 im Mannesmann-Prozess zu einem ähnlichen „Kommunikations-GAU“ (Spiegel) hinreißen, als er im Gerichtssaal die Hand zum Victory-Zeichen hob.

Die 1870 von Siemens eingetragene Deutsche Bank fiel seit der Gründerzeit durch ihre „robusten Geschäftspraktiken“ auf, finanzierte Auschwitz und profitierte von der Arisierung jüdischer Banken und Firmen. Hermann Josef Abs, Chef der Deutschen Bank im Dritten Reich, war nebenbei auch für die belgischen Solvay-Werke verantwortlich, in deren polnischen Kalksteinbrüchen unter anderen der junge Priester Wojtyła zwangsarbeitete. Als Papst Johannes Paul II. holte Wojtyła ausgerechnet seinen früheren Peiniger Abs in die Vatikanbank, damit der den ruinierten Haushalt der Kirche saniere.

Die Frankfurter Twin-Towers der Deutschen Bank sind wahrlich ein Schandfleck in Mitteleuropa. Aber, wie Brigitte Seebacher-Brandt einmal so schön sagte: „Bankmenschen sind nicht zum Lieben da.“ Höchstens zum Heiraten. HELMUT HÖGE