Bremen hilft Albrecht-Vermögen

Am Sedanplatz in Vegesack soll eine Markthalle gebaut werden. Weil sich das nicht rentiert, zahlt Bremen die Hälfte der Bausumme und übernimmt bei Verlusten der Albrecht-Vermögensverwaltung (Haven Höövt) die Hälfte. Grüne: „Skandal“

Bremen taz ■ „An Albrecht kann Vegesack nicht genesen“, sagt der alte Kaufmann Günther Schiphorst aus Bremen-Nord. Frank Albrecht, das ist der Inhaber der Albrecht-Vermögens-Verwaltungs-AG aus Buxtehude, der in Bremen das Walle-Center gebaut und dann schnell verkauft hat und in Bremen-Nord als Investor des Haven Höövt seit Jahren heftig umstritten ist. Albrecht soll den Zuschlag bekommen für den Bau einer Markthalle auf dem Sedanplatz.

Seit mehr als einem Jahr passiert da nichts, die Beschlusslage für Albrecht blockiert alles. „Es ist mehr als blauäugig und einfältig, wenn sich jetzt die Hoffnungen und Erwartungen darauf richten, dass ausgerechnet Haven Höövt-Investor Albrecht, welcher mit Verheißungen für mehr Kultur und Unterhaltung die Politik hat ködern können, jetzt der Heilsbringer sein soll, der das obere Vegesack wieder zu dem macht, was es einmal gewesen ist“, schreibt Schiphorst in einem Leserbrief an die Norddeutsche.

Was Schiphorst nicht wissen konnte: In der Schublade der Wirtschaftsbehörde liegt ein Papier, das Bewegung in das Thema bringen soll. 1,9 Millionen Euro Zuschuss soll in die Tasche der Albrecht-Vermögensverwaltung fließen – „Public Private Partnership“ (PPP) nennt sich das Modell. Die Summe entspricht der Hälfte der Baukosten. Wenn die Halle dann steht, wird sie an eine Albrecht-Tochterfirma weiter gereicht, die die Flächen vermieten soll. Zwar hat der Vermieter nur die Hälfte der Baukosten zu finanzieren, die ein rein privater Vermieter hätte, dennoch wollte sich die Albrecht-Vermögensverwaltung absichern: Falls im Vermietgeschäft Verluste auftreten, dann ist die Hansestadt Bremen so frei, die Hälfte davon zu übernehmen – die zweite „PPP“.

„Das ist ein Skandal“, sagt der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen, Klaus Möhle. Nicht nur wegen der staatlichen Absicherung der risikofreien Marktwirtschaft: „Bremen-Nord darf sich nicht abhängig machen von Albrecht.“

Kaufmann Schiphorst, der Jahrzehnte lang ein Geschäft in der Fußgängerzone von Vegesack betrieben hat, hält aus einem anderen Grund gar nichts von der Albrecht-Strategie: Sie macht mit staatlichen Subventionen die gewachsene Struktur kaputt, sagt er. So schon bei Haven Höövt: „Ein dramatisches Absinken des Angebotsniveaus und der Angebotsvielfalt sind die sichtbaren Folgen. Jede anders lautende Äußerung entspricht nicht der tatsächlichen Lage.“ Und die Zusage, mit der Albrecht die Politiker köderte – durch ein Kino am Einkaufszentrum Haven Höövt das lokale Kulturangebot zu bereichern – wurde nicht eingehalten.

Nun taucht das Kino wieder auf in den Planungen. Am Sedanplatz soll ein Kino entstehen, steht in dem internen Bericht an die Wirtschaftsdeputation. Vielleicht. Da steht nämlich das alte Kaufhaus Kramer leer, offenbar ist es auf dem Immobilienmarkt weder verkäuflich noch vermietbar. Leer steht am Sedanplatz auch das Möbelhaus Körber. Vorsorglich kaufte die Stadt Bremen das Kramer-Haus auf. Da könnte dann das Bürger-Service-Center (BSC) einziehen, das Meldeamt der Innenbehörde und andere staatliche Einrichtungen. Damit wäre ein potenter Mieter da – die öffentliche Hand zahlt.

Die Umgestaltung des Sedanplatzes ist so konstruiert, dass alles ohne Konkurrenz und Ausschreibung auf die Albrecht-Vermögensverwaltung zuläuft, nur das Kramerhaus soll ausgeschrieben werden – „aus vergaberechtlichen Gründen“. Das klingt in dem Bericht an die Wirtschaftsdeputation wie ein laut gedachtes „leider“. Denn für ein Objekt mit sicherer Staats-Rendite interessiert sich die Albrecht-Vermögensverwaltung immer. Bei der Markthalle auf dem Sedanplatz müssen die privaten Mieter erst gefunden werden. Erst wenn Frank Albrecht 80 Prozent der Fläche vermietet hat, will er bauen.

Klaus Wolschner