monica und monika von RALF SOTSCHECK
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Die Iren schaffen es, selbst ein relativ ernstes Thema wie den nordirischen Friedensprozess zur Farce mit hohem Unterhaltungswert zu machen. Ende vorigen Jahres ist in Belfast die Northern Bank überfallen worden, die Täter entkamen mit der Rekordbeute von 26,5 Millionen Pfund. Seitdem sind sich Polizei und Politiker einig: Die Irisch-Republikanische Armee (IRA) war es.

Sinn Féin, der politische Flügel der IRA, habe den Bankraub abgesegnet. Der irische Premierminister Bertie Ahern weiß auch, wer dahinter steckt: „Es sind prominente Politiker, die andauernd im Fernsehen zu sehen sind.“ George Bush etwa? Nein, er denke dabei an den Sinn-Féin-Präsidenten Gerry Adams, meinte Ahern. Beweise gebe es genug. Vorgelegt hat sie bisher allerdings noch niemand.

Adams reagierte wütend: „Dann soll er mich doch verhaften“, sagte er. Darauf ist Ahern aber gar nicht scharf. „Es entspricht doch nicht unserer Art von Politik, herumzurennen und Leute von der Straße weg zu verhaften“, sagte er und fügte kryptisch hinzu: „Das sind andere politische Leute, die das machen.“ Stalin wahrscheinlich.

Ob der Premierminister erkältet war und sich mit heißen Whiskeys kurieren wollte, bevor er seine Erklärung abgab? Jedenfalls fuhr er fort: „Alles, was wir behauptet haben, waren Fakten, und diese Fakten sind nun von der irischen Polizei kollaboriert worden und von der britischen Regierung, von der nordirischen Polizei, von allen sozusagen, so dass die Sache völlig sinnlos ist, finde ich.“ Kollaboriert? Die nordirische Polizei hat früher gern mit protestantischen Mordkommandos kollaboriert, aber Ahern meinte wohl „corroborated“, also „untermauert“. Sinnlos bleibt der Satz freilich dennoch – ebenso wie der nächste: „Politiker sammeln keine Beweise. Ich war gestern deshalb sehr verwundert über das, was Adams sagte, aber um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, wovon er überhaupt gesprochen hat.“

Umgekehrt wird es Adams nicht anders gehen. Ahern hält ihn für einen Kindskopf. „Wir müssen aufhören, Kinder zu sein. So zu tun, als ob die Zigaretten nicht geklaut wurden, als ob der Alkohol nicht geklaut wurde, als ob das Benzin nicht geklaut wurde – das ist doch kindisch.“ Was hat Ahern bloß in seiner Kindheit getrieben?

Während alle anderen Organisationen zu blöd seien, einen solchen Bankraub durchzuführen, traut Ahern der IRA in einem anderen Fall grobe Dummheit zu. Vorigen Sommer wurde in die Wohnung von Monica Leech im südirischen Waterford eingebrochen. Es wurde nur ihr Computer entwendet, die Wertsachen blieben zurück. Leech ist unter dubiosen Umständen von einem Minister als PR-Beraterin angeheuert worden. Politiker vermuten nun, dass die IRA Informationen sammelt, um die Branche zu einem geeigneten Zeitpunkt zu blamieren. Als ob die Politiker dazu die IRA brauchen.

Zeitgleich mit dem Einbruch bei Monica Leech wurde in die Wohnung von Monika Leech in Dublin eingebrochen. Auch hier fehlte lediglich der Computer. Monika Leech ist Anwältin. Offenbar hatten die Täter keine Ahnung, wer die richtige Frau Leech ist, und wollten sicher gehen. Irgendwie hat Ahern Recht: Das ist doch alles völlig sinnlos.