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: Hitch – Der Date Doktor

Auf den richtigen Besen kommt es an. Schließlich hat jeder Mann die Chance, wie es in Andy Tennants Film heißt, „eine Frau von den Füßen zu fegen“. Das klingt nach „Sex and the City“ für Kerle und ist auch so gedacht, als romantische Komödie aus Sicht des Date-Doktors Alex „Hitch“ Hitchens (Will Smith). Hitch weiß, wie er Männern helfen kann, ihre Schüchternheit gegenüber den von ihnen angebeteten Frauen abzubauen. Nach drei Treffen, für die er seine Klienten in Sachen Styling und Manieren präpariert, wird es unweigerlich zum ersten Kuss kommen, der dann der letzte erste Kuss sein soll – ansonsten Geld zurück.

Weil der Film in den USA spielt, gibt es wenig Sex und viel City. Oder sollte man die aufreizend blassen Lippen von Albert Brennaman (Kevin James) schon als erotisches Glanzstück werten? Es ist vor allem das Gefühl für Slapstick, mit dem der Serienknuddel aus „King of Queens“ tölpelt, als dauerhyperventilierender Finanzberater ein bisschen Vergnügung in den biederen Plot bringt. Immerhin tanzt er peinlich mit den Armen rudernd HipHop, wie nur weiße Yuppies sich in der Disco bewegen würden. Natürlich kriegt er damit die Millionärserbin Allegra Cole herum, die von dem Ex-Model Amber Valletta gespielt wird, weil sie weiß, wie man eine Gucci-Tasche zum YSL-Kleid trägt. Smith gibt sich alle Mühe, damit man seinem Smart-Acting anmerkt, dass unter der harten Schale des Date-Doktors ein verletzter College-Boy ruht, der nie über das Scheitern seiner großen Liebe hinweggekommen ist. Aber keine Angst, mit der Klatschkolumnistin Sara Melas (Eva Mendes) klappt es nach einigen Zerraufungen und Zerrüttungen, das sieht man schon während ihrer ersten Begegnung, bei der sie verdammt oft ihre Unterlippe befeuchtet. Denn auf die Lippen kommt es an.

Und auf New York. Hier leben genug Workaholics auf einem Haufen, die es sich bei ihrem vollen Terminkalender nicht leisten wollen, in der Liebe lange zu experimentieren. Im Grunde könnte „Hitch – Der Date Doktor“ eine Karikatur auf Beziehungen in Zeiten von Ich-AGs sein, wo eben auch die sexuellen Verhältnisse flexibilisiert werden müssen – und damit neue Berufszweige geschaffen werden. Doch der Film zeigt etwas anderes, er stilisiert New York zu einem szenigen Downtown-Manhattan, in dem sich Broker und Businessleute wohl fühlen. Die Locations wurden allen Ernstes nach einschlägigen Gastrotipps ausgewählt, die Stadt ist hier eine einzige pastellfarbene Nichtraucherbar-, Sushi- und Nudelküchenhölle für die Upper Middle Class. Vielleicht will man so die Touristen zurückholen, die nach 9/11 ausgeblieben sind. Vielleicht ist der Film aber auch bloß ein trübe neokonservativer Lobgesang auf die Gentrifizierung einer früheren Weltstadt. HARALD FRICKE