Menschliche Eizellen werden zur heißen Ware

Briten bieten Rumäninnen für eine Eizellen-Spende 1.400 Euro – in dem osteuropäischen Land ein Jahresgehalt. Europaabgeordnete wollen das Geschäft stoppen, weil es die Frauen zu unüberlegten Handlungen verführen könne

BRÜSSEL taz ■ Das Europäische Parlament will gegen den kommerziellen Handel mit Eizellen in der Europäischen Union vorgehen. Morgen wollen die Abgeordneten in Straßburg eine Resolution verabschieden, in der sie Mitgliedstaaten und Kommission auffordern, gegen eine entsprechende Praxis vorzugehen.

Der Hintergrund: Von britischen Kliniken würden bis zu 1.400 Euro an rumänische Frauen für eine Eizellenspende gezahlt, heißt es in den Parlamentspapieren. Schon jetzt stünden deshalb in einem einzigen rumänischen Krankenhaus mehr Spenderinnen zur Verfügung als in allen britischen Kliniken insgesamt. „Die Bezahlung hat nichts mehr mit Entschädigung zu tun, sondern ist ganz eindeutig kommerzieller Handel“, sagt die EU-Parlamentarierin Hiltrud Breyer von den Grünen, die die Resolution maßgeblich unterstützen.

Der Handel soll direkt zwischen den Krankenhäusern erfolgen. Bisher haben sich vor allem Studentinnen zu Spenden bereit erklärt. Die Samen werden aus Großbritannien zur Befruchtung nach Rumänien geschickt. Die gezeugten Embryos werden dann wiederum den britischen Frauen eingesetzt.

Besonders heikel ist die hohe Summe, die ungefähr einem rumänischen Jahresgehalt entspricht, weil die wirtschaftliche Situation vieler Rumäninnen nach wie vor sehr schlecht ist. Für viele könnte eine solch großzügige Bezahlung eine große Verlockung zu auch unüberlegten Spenden darstellen. „Man nutzt die Notsituation von Frauen in bestimmten Ländern aus. Das ist eine neue Form der Sklaverei“, sagt Breyer.

Die britische Regierung hat sich Ende vergangener Woche zu den Vorwürfen geäußert. In einem Papier heißt es, die betroffenen Frauen bekämen ausschließlich 15 Pfund und eine angemessene Entschädigungsleistung. Die EU-Parlamentarier bleiben aber skeptisch. „Es gibt eindeutig höhere Angebote im Internet. Und es fehlt die Kontrolle“, meint Hiltrud Breyer.

Nach der Auffassung der Parlamentarier verstößt ein solcher Handel sowohl gegen die Grundrechte-Charta als auch gegen die europäische Richtlinie „über die Qualität und Sicherheit von Geweben und Zellen“. In der Charta ist ein klares Verbot festgehalten, „den menschlichen Körper zur Erzielung von Gewinnen zu nutzen“. Und in der Richtlinie heißt es zwar, die Mitgliedstaaten wollen „freiwillige und unentgeltliche Spenden“ sicherstellen, aber nur auf „nichtkommerzieller“ Grundlage.

Hinzu kommen die gesundheitlichen Risiken für die Spenderinnen. Um eine Eizelle entnehmen zu können, müssen die Frauen sich einer langwierigen Hormonbehandlung unterziehen, die erhebliche Nebenwirkungen haben kann.

In der Resolution fordern die Abgeordneten die Kommission und die Mitgliedstaaten auf, den Rechtsbruch zu prüfen und den geplanten Handel zu unterbinden. Der Text wird sowohl von der Europäischen Volkspartei als auch von den Grünen unterstützt. Die Sozialisten schlagen eine abgeschwächte Version vor, in der nicht explizit auf Großbritannien Bezug genommen wird, um nicht in Konflikt mit der regierenden Labour Party zu geraten. RUTH REICHSTEIN