Für immer und dich

Keine Angst mehr vor Alterseinsamkeit: In Japan gibt es jetzt sprechende Plastik-Enkel. Sie kosten nur 61 Euro

Wenn man „Yumel“ kurz auf den Bauch drückt, sagt er: „Ich fühle mich so gut. Gute Nacht“, und schläft sofort ein. Statt jedoch den Löffel abzugegeben, wie es letzte Woche ein junger Liberaler von den Alten gefordert hatte, wacht er am nächsten Morgen neben jenen Alten auf und wünscht herzig einen guten Morgen. „Yumel“ ist aus Plastik, hat große Manga-Augen und ein ziemlich verpenntes Gesicht. Der japanische Spielzeughersteller Tomy hat ihn erfunden: als sprechenden Enkel-Ersatz für alte, einsame Menschen.

„Yumel“ ist ein niedliches Symptom der dramatischen demografischen Veränderungen, die auf uns alle zurollen: Weil es immer weniger Kinder gibt, sind immer mehr Menschen im Alter einsam. Und weil es immer weniger Kinder gibt, kommt der Spielezeugindustrie allmählich die Zielgruppe abhanden. Die Lösung liegt auf der Hand: gerontopädagogisch wertvolles Spielzeug für alte, einsame Menschen – Japan gehört zu den Ländern mit der niedrigsten Geburtenrate weltweit.

„Yumel“ ist die bittere Konsequenz des Methusalem-Komplotts und in Zukunft vielleicht sogar die verdiente Strafe jener Generation, die angeblich nicht erwachsen werden will. Die wollen doch bloß spielen? Bitte, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt: Wie wäre es zum Beispiel mit „Styx“, der sympathischen Hospiz-Puppe, einer hochwertigen Sterbegleiterin aus abwaschbarem Material für gebärunwillige AkademikerInnen?

Bei dem Puppenhersteller Zapf Creation war zu diesem Thema kurzfristig niemand für die taz zu sprechen. Wahrscheinlich arbeitet man dort schon längst an einem vergleichbaren Projekt und will sich nicht in die Karten schauen lassen: „Ich bin bei dir, und lasse dich nicht allein! Gute Nacht.“ MRE