schurians runde welten
: Geruchlose Fußballer

„Da sitzt er, der Felix Magath, der Mann mit der feinen Nase.“ (Werner Hansch)

Herr Kaiser spielt jetzt Fußball. Hat seinen adretten Anzug ausgezogen und ist in Turnhose und Trikot auf Deutschland-Tournee. Weil Arbeitgeber Hamburg-Mannheimer auch Versicherer der FIFA WM 2006 ist und nationaler Sponsor, spielen auf einer „Kaiser-Tour“ neben Hellers Fußballglobus nun Freizeitmannschaften um WM-Eintrittskarten. Nun ja, fast: Denn von 60 Kleinfeld-Teams, die für Kaisers etwa in Gelsenkirchen antraten, qualifizierten sich nur drei für eine Auslosung von WM-Tickets, die dann in einem Jahr auf einem großen Fußballfest in Berlin stattfinden wird. Vorfreude ist auch eine Freude.

Auch andere Vertreter sind im Fußballfieber. So meldet die Firma LR International mittlerweile 100.000 LR-Berater, die im Auftrag die Produktpalette der Ahlener Kosmetikfirma unter Leute bringen. Besonders stolz ist Helmut Spikker, der promigeile Chef von LR International, auf die so genannte Star-Box: Dereinst begann es mit einem Schumacher-Duft, nun kann man sich mit dem Geruch von 22 Berühmtheiten beträufeln. Aber wer möchte riechen wie Hollywood-Bademeister Ralf Möller (Zigarre), die „No Angels“ (Angstschweiß), Howard Carpendale (Lenor) oder Udo Walz (Stuyvesant)?

Eine Enttäuschung hält die Starbox von LR International übrigens für Fußballfans bereit: Obschon es dem Parfüm-Mischer Spikker ja gelang, in seiner Heimatstadt einen Fußballclub aus der Retorte zu heben und zum Zweitligisten zu machen, ihn ganz Kaufmann in LR Ahlen umbenannte – was hier nicht fürs firmeneigene „Lady Racine“ steht, sondern für Leichtathletik und Rasensport – fand sich bislang kein Fußballer, kein Trainer, der seinen Namen hergab für eine eigene Duftreihe. Nicht die einzige Personalsorge im Wersestädtchen.

13.3. Ahlen - Cottbus

In dieser Woche wurde im Wersestadion (früher: Glückauf-Kampfbahn) der neunte Trainer in fünf Jahren vorgestellt. Der mit den Sportfreunden Siegen noch erfolgreiche Regionalligacoach Ingo Peter musste gehen, gehandelt wurden beim Tabellenletzten Rudi Bommer und Holger Fach. Doch es wurde Frantisek Straka, der in Wuppertal spielte und auch recht erfolgreich für Borussia Mönchengladbach. Auch Straka ist eher kein Mann fürs Flakon, noch für den übermächtigen Promisammler Spikker. Zuletzt trainierte Straka den tschechischenTraditionsclub Sparta Prag und musste gehen, weil er sich gegen den Vorstand stellte, der Finanzlücken mit Spielerverkäufen schließen wollte. Es folgte ein kleiner Volksaufstand, viel Presse über angeblichen Kokaingebrauch, Strakas negativer Haartest und eine Entschuldigung der Gerüchtezeitung. CHRISTOPH SCHURIAN