Wer, wenn nicht sie

Die Menschenrechtsanwältin Felicia Langer erhielt gestern in Lübeck den Erich-Mühsam-Preis. Sie hat ihn verdient

Felicia Langer kämpft, und sie kämpft immer für das Gute. Die Menschenrechtsanwältin, als Kind vor den Nazis geflohen, später nach Israel emigriert, wurde dadurch bekannt, dass sie palästinensische Gefangene vor den Militärgerichten verteidigte.

Sie habe niemals Terroristen verteidigt, sagte sie auf einem Attac-Kongress in Wien, aber: „Man muss den Palästinensern die Pforte zum Leben öffnen! Und wir haben die Pforte zum Leben zugesperrt, hermetisch abgeriegelt!“

Langer hat nie zu denen gehört, denen erlittenes Unrecht ein Argument für ein wehrhaftes Israel war. 1990 schloss sie ihr Anwaltsbüro in Jerusalem — aus Protest gegen die Besatzungspolitik, die das Recht zur „Farce“ verkommen lasse. Im selben Jahr erhielt sie für ihren Einsatz den alternativen Nobelpreis. Doch da war sie schon auf dem Sprung, nach Deutschland. „Wie kannst du in Deutschland leben?“ Auf diese Frage, hat sie einmal geschrieben, antworte sie mit Rosa Luxemburg: „Ich fühle mich überall zu Hause, wo es Wolken, Vögel und Menschentränen gibt.“

Felicia Langers Deutschland ist das Deutschland der Friedensbewegung und Lichterketten. Doch vereinnahmen lässt sie sich nicht. Die Diskussion um das Holocaust-Mahnmal in Berlin verfolgte sie mit Unbehagen. „Es stört mich auch“, schrieb sie, „dass so ein Mahnmal unsere Leidensgenossen wie Zigeuner, Homosexuelle, Behinderte und andere unschuldige Nazi-Opfer, deren Blut mit unserem vermischt wurde, unberücksichtigt lässt.“

Gestern hat Felicia Langer in Lübeck den Erich-Mühsam-Preis verliehen bekommen. „Der Preis“, so heißt es in den Statuten der gleichnamigen Gesellschaft, „wird an Projekte oder Einzelpersonen vergeben, die wie Erich Mühsam Verhältnisse nicht als gegeben hinnehmen“. Auch Felicia Langer würde die Verhältnisse nie als gegeben hinnehmen. Sie hat den Preis verdient. wie