Afrika plant Krieg gegen Somalias Warlords

Eine ostafrikanische Eingreiftruppe soll die im kenianischen Exil sitzende somalische Regierung nach Hause bringen.In Mogadischu mehren sich Proteste gegen die Intervention, vor allem gegen die Beteiligung des Erzfeindes Äthiopien

BERLIN taz ■ Somalia ist auf dem Weg in einen neuen Krieg. Die Nachbarländer wollen militärisch eingreifen, um die in Kenia ansässige somalische Übergangsregierung ins Land zu bringen. Aber in Somalia mehren sich Widerstandsaufrufe.

Die ostafrikanische Regionalorganisation IGAD (Inter-Governmental Authority on Development), die Äthiopien, Dschibuti, Eritrea, Kenia, Somalia, Sudan und Uganda umfasst, beschloss in Ugandas Hauptstadt Kampala am Montagabend die Entsendung von 10.000 Soldaten in die somalische Hauptstadt Mogadischu ab 30. April. Sie sollen dort neun Monate bleiben und den Umzug der somalischen Übergangsregierung unter Exilpräsident Abdullahi Yusuf nach Mogadischu absichern. Danach soll eine Truppe der Afrikanischen Union (AU) die IGAD-Truppe ablösen.

Abdullahi Yusuf, der seit seiner Amtseinführung im Oktober 2004 auf einer Zeremonie in Kenia international anerkannte Präsident Somalias, hatte zuvor die AU um eine 20.000 Mann starke Friedenstruppe gebeten. Die AU hat diese Aufgabe an die IGAD delegiert. Uganda, das mit Militärinterventionen in Kongo und Sudan gemischte Erfahrungen gemacht hat, soll die Truppe kommandieren.

Somalia ist seit dem Sturz von Diktator Siad Barre 1991 ohne Zentralregierung, und während weite Landesteile unter eigenen informellen Verwaltungen zu Frieden gefunden haben, bleibt die Hauptstadt Mogadischu zwischen Warlords geteilt. Die Warlords halten zusammen rund 15.000 Mann in Mogadischu unter Waffen und werden in ihrer Ablehnung einer Regierung Yusuf von Somalias Islamisten unterstützt. Seit Januar kommt es in Mogadischu regelmäßig zu Aufmärschen gegen eine ausländische Militärintervention. Der letzte erfolgte am Dienstag, ein Tag nach dem IGAD-Beschluss. Mehrere Warlords pokern nun und bieten an, ihre Milizen zu entwaffnen, falls die Intervention wieder abgesagt wird.

Der Widerstand gegen die Interventionspläne hat sich erheblich verbreitert, seit Äthiopien im Februar zusagte, sich an der Interventionstruppe zu beteiligen. Somalia hat mehrmals gegen Äthiopien blutige Kriege geführt. Selbst die US-Regierung und die namhafte „International Crisis Group“ warnen vor einem Einmarsch in Mogadischu. Die letzte internationale Militärintervention in Somalia 1991–95, teilweise unter US-Führung, war ein Fehlschlag, von dem sich das Land bis heute nicht erholt hat.

DOMINIC JOHNSON