Heizen mit Pillen aus Sägemehl

Das Heizen mit Holzpellets wird immer beliebter: Bereits 30.000 Feuerungsanlagen dieser Art sind in Deutschland heute installiert, rund 10.000 kommen inzwischen jährlich hinzu. Holzpellets sind längst billiger zu haben als Heizöl und Erdgas

VON BERNWARD JANZING

Pelletheizungen nutzen einen noch jungen Brennstoff, der erst seit 1996 in Deutschland offiziell zugelassen ist – es sind aus Sägemehl gepresste Holzpillen. Sie sind zwischen zehn und 30 Millimeter lang, haben einen Durchmesser von etwa sechs Millimeter und bestehen aus naturbelassenem Abfallholz.

Die Drops aus Sägemehl machten eine völlig neue Art der Holzfeuerung möglich: Pelletöfen haben gegenüber dem altgedienten Kachelofen den Vorteil, dass sie automatisch gezündet werden können. Sie lassen sich folglich per Thermostat und Zeitschaltuhr steuern und bieten somit den gleichen Komfort wie Öl- und Gasheizungen.

Ein weiterer Vorteil der Pellets ist ihre saubere Verbrennung; sie ist besser als bei jedem anderen Holzofen. Das hängt damit zusammen, dass die kleinen Pellets besser dosiert werden können und ihre Qualität normiert ist. Der Heizwert liegt zwischen 4,9 und 5,4 Kilowattstunden je Kilogramm, der Wassergehalt unter zwölf Prozent, der Aschegehalt unter 1,5 Prozent. Jeder Schüttkubikmeter wiegt etwa 650 Kilogramm – alles genau definiert.

Der Ölpreisschub des vergangenen Jahres hat das Holzfeuer auch wirtschaftlich attraktiv gemacht. Für durchschnittlich 180 Euro gibt es aktuell die Tonne Pellets zu kaufen. Bei einem Energiegehalt von rund 5.000 Kilowattstunden pro Tonne ist die Kilowattstunde Pelletwärme momentan ab 3,5 Cent zu haben – das entspricht etwa einem Ölpreis von 35 Cent je Liter. Derzeit liegt der Ölpreis bei rund 45 Cent; Erdgas ist – gemessen am Brennwert – noch etwas teurer.

Allerdings erfordert eine Pelletheizung höhere Investitionen. Das Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung der Universität Stuttgart beziffert die Kosten für einen automatischen Pelletkessel auf durchschnittlich 6.900 Euro, eine Erdgastherme bekommt man hingegen schon für 3.100 Euro. Für Lagerung und Einbringung des Brennstoffs fallen bei der Pelletheizung nochmals mehrere hundert Euro Mehrkosten an; abzüglich Förderung bleiben somit Mehrkosten in Höhe von 2.500 bis 3.000 Euro.

Doch die Perspektive weiter steigender Ölpreise überzeugt zunehmend die Häuslebauer. Dabei wird auch die Verbindung von Pelletofen und Sonnenkollektor immer beliebter. Gerade in Ein- und Zweifamilienhäusern finden Anbieter von Pelletöfen ihren größten Markt. Zwar gibt es die Pelletheizung auch als Einzelofen für das Wohnzimmer, doch die Mehrzahl der verkauften Geräte sind in Deutschland Zentralheizungen.

Unterdessen geht die technische Entwicklung weiter. Der Schritt in Richtung der hocheffizienten Brennwerttechnik ist dabei nicht unumstritten. Während die Firma Ökofen in Österreich bereits mit einem entsprechenden Produkt auf dem Markt ist und man für 2005 auf eine Zulassung auch in Deutschland hofft, sind die Mitbewerber naturgemäß kritisch. „Höherer Wartungsaufwand, schlechtere Amortisation“, heißt es bei der Konkurrenz. Letztendlich dürfte aber der Markt über die Perspektiven dieser Technik entscheiden: Wenn die Kunden die Brennwerttechnik in nennenswertem Umfang nachfragen werden, wird Ökofen nicht lange der einzige Anbieter bleiben.

Weitgehend abgeschlossen ist unterdessen die Entwicklung der Holzpelletkessel Richtung kleinerer Nennleistungen. Die Firma Ökofen bietet mit acht Kilowatt derzeit den kleinsten Kessel an, die Firma Wagner hat gerade ein Produkt mit 11,2 Kilowatt Nennleistung auf dem Markt gebracht. Andere Kesselbauer gehen nicht unter 15 Kilowatt oder bieten nur gedrosselte Versionen größerer Kessel an. Unisono heißt es bei den Herstellern, dass es kaum mehr sinnvoll sei, die Nennleistung noch weiter als auf acht bis zehn Kilowatt zu senken. Denn alleine schon für die Warmwasserbereitung benötige man eine solche Mindestleistung.

Als weitgehend ausgereizt gilt inzwischen auch die Abgasqualität der Pelletfeuerungen. „Wir haben schon heute traumhafte Abgaswerte“, erklärt Ökofen-Chef Helmut Gastl. Jeder Versuch, diese noch weiter zu verbessern, mache den Verbrennungsprozess instabiler: „Da wird nicht mehr viel passieren.“

Eine weitere Technik, deren künftige Bedeutung in der Branche weitgehend unstrittig ist, ist der raumluftunabhängige Betrieb der Feuerungen. Als erster Hersteller in Deutschland hat die Firma Paradigma mit ihrem Produkt „Peletti“ die Zulassungsprüfung bestanden. Die raumluftunabhängige Betriebsweise werde in Zukunft ein wichtiges Thema sein, gestehen längst auch Mitbewerber ein. Schließlich liegt der Bedarf auf der Hand: Je besser die Häuser isoliert werden, desto wichtiger wird es, dass die Verbrennungsluft nicht aus den Wohnräumen bezogen wird, sondern über das Abgassystem in den Brenner gelangt.

Warum aber sind trotz Preisvorteilen beim Brennstoff die Pelletbrenner im Vergleich zum gesamten Heizungsmarkt bislang noch eine Randerscheinung? Um dies zu erfahren, hatten die Firma Solar Promotion GmbH und der Deutsche Energie-Pellet Verband (DEPV) im vergangenen Jahr 300 Unternehmen der Branche (Hersteller und Händler von Pellets und Pelletheizungen sowie Pelletlagersystemen) sowie 4.600 Betriebe des Heizungs- und Installationshandwerks befragt. Das Ergebnis war deutlich: 68 Prozent der Hersteller nannten ein Informationsdefizit beim Endkunden als Markthemmnis. Zu hohe Anlagenpreise sehen 34 Prozent der Installateure und 45 Prozent der Hersteller und Händler als Defizit an, zu niedrige Öl- und Gaspreise betrachten rund 20 Prozent der Akteure als Hindernis. Gute Noten gab es unterdessen für die Brennstoffqualität, die nur von 8 Prozent der Hersteller und Händler als Hemmnis der Marktentwicklung angesehen wird. Erfreulich ist auch, dass heute 71 Prozent der Handwerksbetriebe mit der Qualität der Heizungen „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“ sind.

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördert Holzpelletkessel. Zuschüsse werden gewährt für Pelletanlagen mit einer Nennwärmeleistung von mindestens acht und maximal 100 Kilowatt sowie einem Kesselwirkungsgrad von mindestens 88 Prozent. Der Zuschuss beträgt 60 Euro je Kilowatt installierter Wärmeleistung, mindestens jedoch 1.700 Euro bei Anlagen mit einem Kesselwirkungsgrad von mindestens 90 Prozent. Für Primäröfen ohne Wärmedämmung mit einem Kesselwirkungsgrad von mindestens 90 Prozent, die konstruktionsbedingt auch Wärme an den Aufstellraum abgeben, beträgt der Zuschuss mindestens 1.000 Euro. Die Förderung erfolgt als Festbetragsfinanzierung durch nicht rückzahlbare Zuschüsse.