Telekom überhört Hass-Geklingel von Nazis

Handel mit Handy-Klingeltönen und -Logos für die rechtsextreme Klientel hat die Telekom allzu lange ignoriert

BERLIN taz ■ Die Telekom will ein unschönes Klingeln in ihrer Kasse abstellen. Wie taz-Recherchen ergaben, hatte das Unternehmen über sein virtuelles Bezahlsystem T-Pay seit Februar am Internethandel mit einschlägigen Klingeltönen und Bildschirmlogos für rechtsextreme Handynutzer mitverdient: Egal ob Rechtsrock-Geklingel oder Rudolf-Heß-Bildchen – wenn Neonazis beim Hildener Online-Shop „RockNord“ bargeldlos ihr Handy aufrüsteten, kassierte die Telekom-Tochter T-Com automatisch einen Teil des Umsatzes.

„Wir werden umgehend das Geschäftsverhältnis beenden“, versprach ein T-Com-Sprecher. Er bezeichnete den Deal als bedauerlichen Erstfall. Erst auf Hinweis der taz habe man bemerkt, was sich tatsächlich hinter dem Firmennamen „RockNord“ verberge. „So einen Fall hatten wir noch nie.“

Auch Kenner der Neonazi-Musikszene werten den Handel mit Handy-Klingeltönen und -Logos für die rechtsextreme Klientel als neue Entwicklung. Dass gerade „RockNord“ das Warensortiment für den Neonazi-Nachwuchs um diesen „Mosaikstein“ erweitert, überrascht den Berliner Rechtsextremismusforscher Henning Flad nicht. Bei Hardlinern in der Szene sei dieser nordrhein-westfälische Anbieter verpönt, weil er noch den letzten „Marketing-Mist“ zu Geld machen wolle. Einen Markt für das Hass-Geklingel sieht allerdings auch Flad: „Das richtet sich an die Zielgruppe der besonders Doofen.“ ASTRID GEISLER

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