Kandidaten kriegen Doppelfolge

SPD-Ministerpräsident Steinbrück und CDU-Herausforderer Rüttgers sollen sich zwei Rededuelle vor der Landtagswahl im Mai liefern. Mehrere Sender zeigen Interesse, die TV-Debatten auszustrahlen

VON MARTIN TEIGELER

Die NRW-Landespolitik kommt ins Fernsehen. SPD und CDU verhandeln mit den TV-Kanälen RTL, ZDF und WDR über zwei mögliche Fernsehdebatten vor der nordrhein-westfälischen Landtagswahl am 22. Mai. Dabei sollen der sozialdemokratische Ministerpräsident Peer Steinbrück und sein CDU-Herausforderer Jürgen Rüttgers live aufeinandertreffen. Nach taz-Informationen könnte eines der beiden Duelle am Dienstag, den 17. Mai um 21 Uhr live im WDR-Fernsehen und im ZDF übertragen werden. Beide Sender stellen jeweils einen Moderator, so der vorläufige Plan. Der Privatkanal RTL ist offenbar an einem eigenen TV-Duell mit Rüttgers und Steinbrück interessiert.

„Bis jetzt gibt es nur einen Terminvorschlag“, so eine WDR-Sprecherin auf Anfrage. Beim ZDF in Mainz verweist man ebenfalls auf gerade erst beginnende Verhandlungen zwischen Sendern und Politik. „Wir befinden uns noch in der Abstimmung über Termine und Modalitäten mit der Staatskanzlei und den Fernsehsendern“, so ein CDU-Sprecher.

Ungewöhnlich für einen Amtsinhaber, hatte Regierungschef Steinbrück den Anstoß für eine TV-Diskussion selbst gegeben. Steinbrück forderte seinen Herausforderer Ende 2004 in einem Magazin-Interview zu einem Fernsehduell auf. „Es gibt jetzt schon, ein halbes Jahr vor der Wahl, Fernsehanstalten, die auch bundesweit ein TV-Duell zwischen mir und Herrn Rüttgers senden wollen. Ich stelle mich dem gerne und bin gespannt, ob Herr Rüttgers mitmacht“, so der Sozialdemokrat damals. Rüttgers reagierte auf die Offerte. „Mir ist sonnenklar, warum Herr Steinbrück ein Fernsehduell mit mir will: Weil er zu unbekannt ist und keinen Amtsbonus hat, sucht er jede Gelegenheit, um ins Fernsehen zu kommen“, sagte der Oppositionsführer. Wenn Steinbrück wolle, könne er „jede Auseinandersetzung“ haben.

Neun Wochen vor dem Urnengang ist das Rennen zwischen Rot-Grün und Schwarz-Gelb laut Umfragen weiter offen. „Besonders wenn die Wahl knapp wird, können Fernsehduelle den Ausgang mitentscheiden“, sagt Thorsten Faas, Politikwissenschaftler an der Uni Duisburg-Essen. „Die Kandidaten könnten Punkte sammeln, riskieren bei einem solchen Live-Auftritt aber ebenso, einen entscheidenden Fehler zu machen“, so Faas.

Der Duisburger Politologe hat zum Thema Fernsehduelle geforscht. „Bei der Bundestagswahl 2002 hat sich gezeigt, dass ein Fernsehduell zur Steigerung der Wahlbeteiligung beiträgt“, sagt Faas. Damals standen sich Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und CSU-Kandidat Edmund Stoiber ebenfalls in einer TV-Doppelfolge gegenüber (siehe Infokasten). Über die Chancen von Rüttgers und Steinbrück sagt der Wissenschaftler: „Falls es in dem Duell eher um Fakten und politische Inhalte geht, könnte Steinbrück davon profitieren. In einer lockeren, eher emotionalen Sendung hätte wohl Rüttgers einen Vorteil.“