„Ein sehr hauptamtliches Einkommen“

Ist der Doppelverdienst von Karl Heinz Däke eine Frechheit? Peter von Blomberg von Transparency International wirft dem Chef des Steuerzahlerbundes Täuschung der Öffentlichkeit vor: „Däke hat nicht mit offenen Karten gespielt“

taz: Herr von Blomberg, war das, was sich der Chef des Steuerzahlerbundes, Karl Heinz Däke, an Doppelverdiensten genehmigt hat, eigentlich eine Frechheit – oder einfach clever gemacht?

Peter von Blomberg: Die Öffentlichkeit zu täuschen ist ja kein Straftatbestand. Wenn keine strafrechtlichen Verfehlungen hinzukommen zu dem, was bisher bekannt ist, dann würde ich sagen: Es war eine große politische Ungeschicklichkeit, die sich der Mann an der Spitze des Bundes der Steuerzahler geleistet hat. Wer sich in der Öffentlichkeit als Prediger der Transparenz und der Sparsamkeit hervortut, muss sich doch im Klaren sein, dass diese Prinzipien auch auf sein eigenes Verhalten anwendbar sein müssen.

Was ist denn aus Ihrer Sicht das Problem der Vielfacheinkünfte?

Dass der Häuptling eines gemeinnützigen Vereins derart stolze Bezüge bekommt, ohne dass man damit offen umgeht. Sicher bin ich nicht der Einzige, der Herrn Däke bisher für einen ehrenamtlich tätigen Vorsitzenden gehalten hat. Sein Einkommen ist mit ungefähr 200.000 Euro aber ein sehr hauptamtliches. Es entspricht Gehältern, wie sie in der Industrie bezahlt werden. Ich nehme an, dass die zuständigen Vereinsgremien des Steuerzahlerbundes diese Einkünfte beschlossen und genehmigt haben. Aber der Vorsitzende hätte dafür sorgen müssen, dass zumindest die Mitglieder seines Vereins über diese Honorare Bescheid wissen. Bei dem hohen Anspruch, den er stets angelegt hat, hätte eigentlich auch die Öffentlichkeit ein Recht darauf gehabt, zu erfahren, wie viel der Vorsitzende verdient.

Der Steuerzahlerbund legt ja stets den Finger in die Wunden der Politik, wenn sie mit öffentlichem Geld nicht korrekt oder verschwenderisch umgeht. Ist das das Ende des Steuerzahlerbundes als moralischer Anstalt?

Nein, das würde ich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Aber er ist sicherlich nicht mehr über jeden Zweifel erhaben. Für eine Nichtregierungsorganisation, die nicht viel mehr in die Waagschale werfen kann als ihre öffentliche Glaubwürdigkeit, ist das ein schwerer Schlag. Die Spitze des Bundes der Steuerzahler hat nicht mit offenen Karten gespielt. Das schadet der Reputation aller NGOs, die Transparenz einklagen, vielleicht auch uns.

Was unterscheidet Herrn Däke von denen in der Politik, die er stets so scharf kritisierte?

Eigentlich nichts. Wir beklagen ja ein Transparenzdefizit der Parlamentarier im Verhältnis zu ihren Wählern. Und fordern, dass wie zuletzt bei den Nebeneinkünften die Dinge konsequent offen gelegt werden, die Tätigkeiten genau wie die Einkünfte. Genau daran hat es auch der Vorsitzende im Verhältnis zu denen mangeln lassen, die er vertritt, den Steuerzahlern.

Wie halten es die Vorstände von Transparency mit den Gehältern?

Wir im deutschen Chapter von Transparency sind, bis auf eine hauptamtliche Geschäftsführerin, alle ehrenamtlich tätig. Das heißt, wir haben keine Einkünfte, sondern lassen uns lediglich Auslagen wie Reisekosten erstatten. Oft verbleibt das Geld aber auch bei Transparency – als Spende.

Und bei der Dachorganisation von Transparency?

Dort gibt es mehr hauptamtliche Mitarbeiter. Die Muttergesellschaft hat ja einen viel weiter gespannten Aufgabenbereich, der sich ehrenamtlich nicht bewältigen ließe.

Sie haben mit dem Steuerzahlerbund gelegentlich zusammengearbeitet. Ist diese Kooperation mit der Causa des Vorsitzenden nun beendet?

Wir werden die Frage, ob es mit dem Bund der Steuerzahler gemeinsame Projekte gibt, nicht allein vom Verhalten seines Chefs abhängig machen. Das wird von Fall zu Fall entschieden.

INTERVIEW: CHRISTIAN FÜLLER