Rolf Hochhuth schreibt sein Drama fort

Der Schriftsteller hat dem französischen Publizisten Alfred Grosser ein grob antisemitisches Zitat untergeschoben

BERLIN taz ■ Mit einer Verteidigungsschrift gegen die „Treibjagd“ auf seine Person hat sich der Schriftsteller Rolf Hochhuth neuen Ärger eingehandelt: „Hochhuth ist wirklich furchtbar“, empörte sich der Pariser Publizist Alfred Grosser im Gespräch mit der taz.

Auslöser seiner Entrüstung ist ein angebliches „Trostwort“ des Franzosen, auf das sich Hochhuth in einem aktuellen Gastbeitrag für die Schweizer Weltwoche beruft. Die Parole, die Hochhuth als wörtliches Grosser-Zitat in seinem Selbstverteidigungstext wiedergibt, hat es in sich – sie stempelt den Präsidenten des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, zum Alleinschuldigen für jegliche Judenfeindlichkeit in der Bundesrepublik: „Gäbe es in Deutschland nicht Paul Spiegel – gäbe es dort auch keine Antisemiten!“ Grosser versichert, er habe so etwas „natürlich nie“ über Spiegel gesagt – zu solcher „Dummheit“ sei er gar nicht fähig. Zudem habe er seit Jahren keinen Kontakt mehr zu Hochhuth gehabt.

Wie aber kam der Dramatiker dann darauf, den Politologen mit solchen Worten zu zitieren? Hochhuth erklärte dazu gestern auf Nachfrage, Grosser habe ihm die Botschaft unlängst bei einer Lesung in Berlin „ausrichten lassen“. Weitere Fragen zu dem brisanten Zitat wollte der 74-Jährige nicht mehr beantworten. Hochhuth wehrt sich gegen Antisemitismus-Vorwürfe, seit er Anfang des Jahres den Holocaust-Leugner David Irving verteidigte.

ASTRID GEISLER

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