SPD will Autopause

Partei schlägt freiwilligen autofreien Sonntag vor, um für Feinstaubproblem zu sensibilisieren. Grüne: Super Idee

In den 70ern musste der Berliner an einigen Sonntagen den blank gewienerten Käfer, Taunus oder Commodore in der Garage lassen – die Ölkrise machte den autofreien Tag möglich. Die SPD erwärmt sich jetzt für die alte Idee, um die BerlinerInnen für ein allgegenwärtiges Umweltthema zu sensibilisieren. „Ein freiwilliger autofreier Sonntag setzt das Signal: Jeder kann etwas gegen Feinstaub tun“, sagte Daniel Buchholz gestern, der Umweltexperte der SPD-Fraktion.

Buchholz schwebt als Antischwebstofftag der 5. Juni vor. Dann sind wegen der Fahrradsternfahrt und des Umweltfestivals Unter den Linden ohnehin viele Straßen gesperrt. Der SPDler erhofft sich einen psychologischen Effekt. Denn wenn die BerlinerInnen einen Sonntag – an dem auch sonst nur wenig Feiertagsverkehr unterwegs ist – die Autos stehen lassen, ist die Auswirkung auf die Feinstaubwerte minimal. „Aber viele würde ein solcher Tag zum Nachdenken anregen. Kurze Strecken lassen sich in Berlin besser mit BVG oder Rad erledigen.“

Buchholz setzt auf Freiwilligkeit und ist optimistisch, dass die BerlinerInnen mitmachen würden. „Ein angeordnetes Fahrverbot wie in den 70ern ist nicht mehr zeitgemäß.“ Er will jetzt bei Parteien, Organisationen und Umweltverbänden für die Idee werben.

Bei den Grünen kommt sie erwartungsgemäß gut an. Verkehrsfachfrau Claudia Hämmerling begrüßte den „Gesinnungswandel der SPD-Fraktion“. In der Vergangenheit habe die Partei grüne Anträge zu autofreien Sonntagen immer abgelehnt. Klaus-Peter von Lüdeke, bei der FDP für Verkehr zuständig, hält die Forderung für Unsinn. „Die SPD kann sich den umweltpolitischen Oberlehrer sparen.“

ULRICH SCHULTE