Ein Gratis-Wintergarten für die frühere AOK-Chefin

Die Krankenkasse und ein neuer Korruptionsverdacht : Baukonzern soll sich sehr erkenntlich gezeigt haben

Nach einer anonymen Anzeige haben Ermittler das Haus der ehemaligen AOK-Chefin Christine Lüer durchsucht. Dabei sei „ein halber Karton mit Unterlagen“ sichergestellt worden, sagte gestern der Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover, Hans-Jürgen Lendeckel. Der Essener Baukonzern Hochtief, der auch die AOK-Zentrale in Hannover errichtet hatte, soll Lüers Wintergarten kostenlos aufgestellt haben. Es gebe einen „Anfangsverdacht auf Bestechlichkeit und Vorteilsnahme“, sagte Lendeckel. Lüer war im Februar wegen umstrittener Sonderprämien gefeuert worden.

Unter den beschlagnahmten Dokumenten befinde sich die Rechnung für den Wintergarten. Unterlagen über die Bezahlung seien aber bislang nicht gefunden worden, erläuterte Lendeckel. Ein Zusammenhang mit dem Bau der AOK-Zentrale sei bislang nicht erkennbar, weil das Gebäude schon vor dem Wintergarten fertig gestellt worden sei.

Laut Hochtief-Sprecher Bernd Pütter deuteten „erste Erkenntnisse“ darauf hin, dass an den Vorwürfen „nichts dran ist.“ Der Chef des AOK-Verwaltungsrats, Bernd Wilkening, hoffte auf „umfassende Aufklärung.“

Die AOK hatte in den vergangenen Wochen mehrfach negative Schlagzeilen gemacht. Erst vor wenigen Tagen war ein Korruptionsverdacht gegen einen früheren AOK-Geschäftsführer bekannt geworden. Hochtief hatte ihn zu einem Formel-1-Rennen nach Monaco eingeladen. Prüfer des niedersächsischen Sozialministeriums hatten auch bei den Ausgaben für die Selbstverwaltung der AOK und im Umgang mit Dienstwagen Unstimmigkeiten festgestellt. dpa