Der Berg ruft nicht mehr

Vor acht Jahren hat der damalige Bausenator Peter Strieder einem Kölner Investor den Weg für ein Luxushotel auf dem Teufelsberg frei gemacht. Seine Nachfolgerin Ingeborg Junge-Reyer hat das umstrittene Vorhaben nun begraben

Ingeborg Junge-Reyer ist eine bemerkenswerte Senatorin. Wo andere lieber zögern und zaudern, entscheidet sie. Selbst die Aufgabe lang gehegter Hoffnungen kommt bei der Stadtentwicklungssenatorin von der SPD wie ein Befreiungsschlag daher. Erst recht, wenn es sich, wie bei der Bebauung des Teufelsbergs, um ein ökologisch und städtebaulich so sinnloses Vorhaben wie ein Luxushotel neben einer ehemaligen Abhöranlage handelte.

Auf Bitten von Junge-Reyer beschloss der Senat gestern, den so genannten Vorhaben- und Entschließungsplan „Teufelsberg“ aufzuheben. Selbiger war von Junge-Reyers Vorgänger Peter Strieder vor acht Jahren in den Senat eingebracht und beschlossen worden. Allzu begehrlich hatte das Ansinnen des Kölner Investors Hartmut Kruhl geklungen, auf Berlins höchstem Trümmerberg ein Luxushotel samt Tagungsstätte zu bauen. Investorensenator Strieder hatte das 34.500 Quadratmeter große Grundstück deshalb zum Schnäppchenpreis von damals 5,2 Millionen Mark über den Tisch gegeben. Nicht nur die Grünen warfen Strieder damals einen Kniefall vor, sondern auch die Wilmersdorfer CDU und deren Baustadtrat.

Mittlerweile ist der Investor selbst in die Knie gegangen. Außer einem Zaun und ein paar Baulöchern ist auf dem Teufelsberg nichts gebaut oder gebuddelt worden. Ingeborg Junge-Reyer hatte deshalb bereits vor einem Jahr die Konsequenzen gezogen und die Baugenehmigung für das Hotel zurückgezogen. Nun ist mit der Aufhebung des Vorhabens- und Entschließungsplans auch die planerische Voraussetzung für ein solches Projekt futsch. Mit anderen Worten: Der Kölner Investor Hartmut Gruhl besitzt ein Grundstück, auf dem er nichts mehr machen kann.

Während Gruhl gestern nicht zu sprechen war, hielt die Stadtentwicklungssenatorin mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg: „Für mich ist das der erste Schritt in Richtung Renaturierung.“ An eine Rückabwicklung des Kaufvertrags denkt sie aber nicht. Der Eigentümer habe schließlich gewusst, was auf ihn zukomme. „Ich gehe davon aus, dass der Investor auf uns zukommt, und dann sehen wir weiter.“

Einen kleinen Konflikt gibt es aber trotzdem noch. Während Junge-Reyer im Abriss der gesamten Abhöranlage kein Problem sieht, wollen die Grünen die überdimensionierten Golfbälle unter Denkmalschutz stellen. Die Abhöranlage, sagte die stadtentwicklungspolitische Sprecherin Claudia Hämmerling, „stand wie kein anderes Bauwerk in der Stadt für das Wirken der Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg.“ Und – könnte man hinzufügen – sie stand für das Wirken zweier Senatoren, die unterschiedlicher nicht sein könnten. UWE RADA