Bei der Geburt spielt Alter der Mutter keine Rolle

Risiken für Kinder von Müttern über 35 Jahren steigen. Bremer Gynäkologe rät zu genauen Voruntersuchungen bei Schwangeren

Der Trend ist unverkennbar: Die Mütter in Deutschland werden immer älter. Mehr und mehr Frauen über 30 schieben ihre Säuglinge im Kinderwagen durch die Stadt. Die Ursachen sind seit langem bekannt: Viele Frauen wollen erst Karriere machen, beruflichen Erfolg, vielleicht auch ein Eigenheim – dann erst denken sie, wie auch viele Männer, an die Gründung einer Familie. Bei Frauen ab 35 Jahren sprechen die Mediziner von „Spätgebährenden“, die besonderen Risiken unterliegen. Wie gefährlich sind Spätgeburten tatsächlich?

„Das optimale Alter einer Frau für die Geburt eines Kindes liegt zwischen 25 und 29 Jahren“, sagt Professor Taylan Öney, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum Links der Weser. In den letzten 30 Jahren seien die Mütter im Schnitt aber immer älter geworden. Mit zunehmendem Alter steige auch die Wahrscheinlichkeit von Früh- oder Fehlgeburten, Herzerkrankungen oder chromosomalen Defekten, wie sie etwa Kinder mit Down-Syndrom aufweisen. Dazu komme, dass ältere Frauen mehr als jüngere unter Vorerkrankungen wie Diabetes oder Herzschwächen litten. Dies sei ebenfalls ein Faktor, der ein Risiko für die Schwangerschaft bedeuten könne.

Doch der 57-Jährige warnt vor zu großer Panikmache. Auch ältere Frauen könnten problemlos Kinder bekommen, Zahlen über erhöhte Geburtsfehler bei Spätgebärenden liegen Öney nicht vor. „Die älteste Frau, die ich im Kreißsaal hatte, war 49 Jahre alt. Sie war ungewollt schwanger geworden und hat ein gesundes Kind zur Welt gebracht“, sagt der Chefarzt, der das Gesicht der Mutter immer noch vor seinem geistigen Auge hat.

Er rät seinen niedergelassenen Kollegen jedoch zu einer intensiveren Beratung der älteren Schwangeren. Einige von ihnen würden häufiger das Kind im Mutterleib untersuchen lassen, andere wollten gar keine Pränataldiagnostik. „Die fragen sich: Ist ein geschädigtes Kind wirklich ein Schaden?“, erklärt Öney, der bei Geburten nur wenig Unterschiede zwischen jungen und älteren Müttern erkennen kann. „Die Jüngeren stecken eine Geburt manchmal leichter weg. Dafür haben die Älteren mehr Erfahrung im Umgang mit kritischen Situationen und können Schmerzen besser verarbeiten.“ ky