hiphop, kwaito und hiv-aufklärung aus johannesburg: afrika bekommt ein eigenes mtv-programm

Normalerweise bleiben die Parkplätze des alten Freiluftkinos auf dem ehemaligen Goldminenhügel nahe der Innenstadt leer. Aber an diesem Abend strömten rund 10.000 Zuschauer zum Konzert, das im „Top Star Drive In“ mit nächtlichem Blick auf die Skyline von Johannesburg statt fand. Die meist jungen Partyfans kamen, um einem Höhepunkt in der lebhaften südafrikanischen Musikszene beizuwohnen: Mit US-Rappern wie Will Smith und Ludacris, der populären südafrikanischen Sängerin Lebo Mathosa (Foto) und dem Kwaito-Star Mandoza feierte der Musiksender MTV kürzlich in Johannesburg in großem Stil die Eröffnung seines 100. Musikkanals „MTV base“, seinem ersten Ableger in Afrika.

Schon seit Februar strahlt MTV base rund um die Uhr Musikvideos aus. Sehen können das Programm aber nur die Zuschauer, die einen Kabelanschluss beim Netzwerkanbieter „Multichoice Afrika“ bezahlen und damit Programme aus Afrika, Europa, Asien und den USA empfangen. Rund 1,3 Millionen Haushalte in 48 Ländern sind in Afrika südlich der Sahara bereits ans Kabelfernsehen angeschlossen. Bislang sind das meist Gemeinschaftsräume, Bars und Hotels. Doch auch in Afrika tauchen immer mehr Satellitenschüsseln auf Dächern und an Häuserwänden auf und vernetzen die Zuschauer auch in abgelegenen Dörfern mit dem Angebot aus aller Welt.

Mit internationalen und afrikanischen Musikvideos und einem Sprachmix aus Englisch, Französisch, Portugiesisch und Swahili will der neue Sender aus Johannesburg vor allem die 15- bis 34-Jährigen auf dem Kontinent ansprechen. „MTV base zeigt die Kreativität und Vielfalt der gegenwärtigen Musik in Afrika und betont die afrikanischen Musikgenres wie Kwaito, Highlife, Mbalax und Zouk“, protzt Alex Okosi, Geschäftsleiter bei MTV-Afrika. Noch überwiegt zwar der Anteil westlicher Popstars wie Mariah Carey. Doch der neue Sender zeigt auch die Shows etablierter afrikanischer Stars wie Femi Kuti aus Nigeria und Angelique Kidjo aus Benin. Und er bietet den zahlreichen musikalischen Talenten auf dem Kontinent eine Möglichkeit, Videos einzureichen. Vorausgesetzt, sie können es sich leisten, ein Video zu produzieren.

Das auf eine junge, urbane und kaufkräftige Zielgruppe zugeschnittene Programm nutzt die kontinentweite Plattform allerdings nicht nur zur Unterhaltung: MTV-Afrika sendet auch Dokumentationen über Menschen mit HIV-Aids, ihr Leben in Ländern wie Südafrika, Uganda, Sambia oder an der Elfenbeinküste. Aufklärung in Zusammenarbeit mit lokalen HIV-Aids-Kampagnen zählt zum Programm von MTV base.

Schon 1998 hat MTV Europe zusammen mit Unaids und der Weltbank den Dokumentarfilm „Staying Alive“ produziert, der die Erfahrungen von sechs Jugendlichen aus verschiedenen Ländern mit Aids beschrieb. Auf ähnlich Weise sollen nun junge Leute in Afrika ihre Geschichten erzählen, und in Südafrika plant der Sender, mit der Organisation „LoveLife“ längere Programme zu produzieren.

MARTINA SCHWIKOWSKI