Der späte Vater

Joachim, 46, Projektleiter im öffentlichen Dienst, drei Kinder: Thomas, 5, Anna, 2, Philippe, 1, verheiratet mit Carla, 33.

Ich empfinde mich nicht als späten Vater – für mich sind die Kinder zur rechten Zeit gekommen. Wer wie ich den akademischen Weg einschlägt, für den stellt sich die Kinderfrage vorerst nicht. Hätte sie sich gestellt, ich hätte damals nein gesagt: Mir fehlte schlicht die Orientierung, sowohl örtlich als auch beruflich. Und die Zeit meines Einstiegs in den Beruf war schön und anstrengend, die möchte ich nicht missen. Carla lernte ich mit 34 kennen, da war sie 21. Wir haben uns erst mal schön egozentrisch um uns gekümmert und erst Jahre später geheiratet. Das ging dann ganz katholisch: Drei Monate später war sie schwanger.

Ich will nicht beschönigen, dass die durchwachten Nächte anstrengend für mich sind. Ich bräuchte heute mehr Schlaf als noch vor zehn Jahren. Aber uns als Familie geht es ja sehr gut. Carla ist seit 1999 zu Hause, ich verdiene gut. Als Philippe geboren wurde, habe ich sieben Monate Elternzeit genommen, was für ein Luxus! Man hat Anspruch auf gemeinsame Elternzeit, aber das muss man sich erst mal leisten können. Bei aller ambitionierten Gesetzgebung in diese Richtung: Der Arbeitsmarkt ist so dicht, dass jeder an seiner erarbeiteten Position klebt. Und eine Vertretung ist dann so einer wie ich vor zehn Jahren: hungrig, flexibel und kinderlos.

Die Familie ist jetzt komplett, finde ich. Das ist kein Misstrauensvotum gegen das dritte Kind – eher eins gegen ein viertes. PROTOKOLLE: ANJA MAIER

Alle Namen geändert.