Der Verweigerer

Thomas, 34, Kunsthistoriker, seit 13 Jahren liiert mit Viola, 34.

Ich möchte keine Kinder, weil ich nicht an die Institution Familie glaube. Fortpflanzungswillige Frauen in meinem Alter dünsten ihren Kinderwunsch ja regelrecht aus – für die wäre ich eine glatte emotionale Fehlinvestition.

Auch meine Freundin fängt jetzt mit diesem Thema an, ihre Schwester hat kürzlich ein Kind bekommen. Viola meint nun, sie könne mit einer Schwangerschaft gleich ein altes Problem mit lösen: Aus unserer Fern- könnte eine Nahbeziehung werden.

Ich sage ihr: „Was ist denn plötzlich los? Wir waren doch immer ein Paar, das über Familien gespottet hat.“ Ich verweise immer gern auf eine Kollegin, die ihre Kinder jung bekommen hat, zu einer Zeit, als es beruflich nichts für sie bedeutet hat. Aber wir sind jetzt ja beide Mitte 30, und wenn wir ein Kind bekämen, würde das sehr viel bedeuten: finanziell zum Beispiel oder dass ich nicht mehr frei in meinen Entscheidungen wäre.

Ganz ehrlich, da bahnt sich eine Krise an. Viola bittet mich immer mal, mich mit diesem Thema doch wenigstens auseinander zu setzen. Ich antworte ihr dann: „Ich setze mich ja damit auseinander. Aber ich kann mich eben nicht damit anfreunden.“

Wenn Viola doch schwanger würde, wäre das ein Trennungsgrund. Ich würde für das Kind sorgen, ich meine finanziell. Aber ich wäre mit Sicherheit kein aktiver Vater. Daran ändert auch nichts, dass das Umgangsrecht in den letzten Jahren reformiert wurde. Ich sehe da nur Ärger, üble Konflikte zwischen Männern und Frauen.