unterm strich
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Als Hans Magnus Enzensberger und Franz Greno Ende des vergangenen Jahres ihre Tätigkeit als Herausgeber der Anderen Bibliothek bei Eichborn kündigten, machte rasch das Gerücht die Runde, Enzensberger plane eine Buch-Edition mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Nun ist amtlich, was seinerzeit weder die FAZ noch Enzensberger wirklich dementieren wollten: Zusammen mit dem Deutschen Taschenbuchverlag (dtv) publizieren die FAZ und Enzensberger/Greno ab Herbst diesen Jahres eine Buch-Edition, die so genannte Frankfurter Allgemeine Bücherei. Wie es in einer Pressemitteilung von dtv heißt, soll hier „im Gegensatz zu anderen Publikationen, die von Pressehäusern unter die Leute gebracht werden, nicht der Geiz als Tugend gelten“. Vielmehr zielten die zwölf pro Jahr geplanten Titel „auf höchste Qualität, was die Autoren, die editorische Sorgfalt und die Ausstattung angeht“.

Was hier aber jetzt so vollmundig und mit einem ordentlichen Seitenhieb vor allem auf die SZ und ihrer billigen, aber enorm ertragreichen SZ-Bibliothek als „Tugend“ verkauft wird, ist natürlich zum einen der Not entsprungen: Mit viel Neid blickte die FAZ nach München, als dort die SZ-Bibliothek immer erfolgreicher wurde, und mit viel Ärger, denn die Idee hatte man in Frankfurt seinerzeit auch, nur fehlte anscheinend die letzte Entschlossenheit. Zum anderen war von vornherein klar, dass eine von Enzensberger für die FAZ herausgegebene Bibliothek mehr Prestigeobjekt sein würde als sprudelnde Geldquelle. Doch wer weiß, wie sich alles entwickelt: Geplant jedenfalls ist, dass die FAZ eine limitierte Vorzugsausgabe mit aufwändiger Ausstattung anbietet. Und einige Wochen darauf soll eine Buchhandelsausgabe folgen, veröffentlicht und vertrieben vom Deutschen Taschenbuch Verlag.