Viele Opelaner sind kaum zu vermitteln

Exmitarbeitern des Autobauers droht Joblosigkeit, weil Beschäftigungsgesellschaft MyPegasus zumeist erfolglos ist

RÜSSELSHEIM taz ■ Für die einen sind die Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaften (BQG) in Deutschland schlicht „Abzocker“. Für die anderen der letzte Rettungsanker vor der Langzeitarbeitslosigkeit. Bei den knapp 2.500 ehemaligen Arbeitern und Angestellten der Adam Opel AG in Rüsselsheim jedenfalls, die seit Januar von der BQG MyPegasus fit gemacht werden sollen für den Arbeitsmarkt, ist das Meinungsspektrum extrem.

Der Werkzeugmacher V. (25) ist dankbar für die „professionelle Hilfestellung“ beim Schreiben von Bewerbungen und bei der Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche. Der Werkzeugprüfer B. (36) dagegen qualifizierte sich lieber auf eigene Initiative weiter, denn die Angebote von MyPegasus hätten ihm „nichts gebracht“. Der hochqualifizierte Techniker F. (36) will sich selbstständig machen. Dieses Ziel hätte er – mit der nicht geringen Abfindung von Opel – auch ohne MyPegasus verfolgt.

Dass der Geschäftsführer von MyPegasus, Rainer Schwille, nicht nur Claqueure mitbrachte, als er der Presse letzten Freitag eine erste Zwischenbilanz präsentierte, ehrt ihn eigentlich. Doch böse Zungen behaupteten, dass Schwille nur einen „echten Fan“ der größten BQG in Deutschland habe finden können. Schon vor Wochen hatten von MyPegasus „verwaltete“ ehemalige Opelaner der Transfergesellschaft in einem offenen Brief „Zeitverzögerungen, mangelnde Betreuung und organisatorische Defizite“ vorgeworfen.

Eine „Erfolgsstory“ wie von Schwille jetzt behauptet, ist die junge Geschichte der Außenstelle Rüsselsheim von MyPegasus tatsächlich nicht. Von den Arbeitssuchenden fanden nur 105 einen neuen Job im 1. Arbeitsmarkt. Wie viele davon sich diesen selbst gesucht haben, konnte Schwille nicht sagen. Und auch nicht, wie viele der gut 250 Existenzgründer ohne die Hilfestellung von MyPegasus auskamen. Auch für die Behauptung, dass weiteren 615 Betreuten schon Jobangebote vorliegen würden, lieferte Schwille keine Belege.

Arbeitsplätze sind rar in der Region. Von MyPegasus eingerichtete Jobbörsen haben kaum Vermittlungserfolge. Jetzt sollen Schulungen und bei ausländischen Arbeitssuchenden auch Deutschkurse die Chancen der noch bis zum Jahresende bei MyPegasus „angestellten“ potenziellen Arbeitnehmer verbessern. Alle Maßnahmen müssen von einem Beirat bei Opel, zusammengesetzt aus Betriebsräten und Unternehmensvertretern, abgesegnet werden. Denn Opel zahlt die Gehälter für die „Angestellten“ von MyPegasus zu zwei Dritteln weiter. Ein Drittel gibt es als Kurzarbeitergeld. Zusätzlich übernimmt Opel alle laufenden Kosten; auch die Personal- und Verwaltungskosten von MyPegasus. Zu den Erfolgsaussichten seiner „Verwahranstalt“, wie ein Kritiker aus den eigenen Reihen MyPegasus hinter vorgehaltener Hand bezeichnete, äußerte sich Schwille nur so: „Es gibt mal besser, mal schlechter laufende Projekte.“ Vermittler Karlheinz Krug von MyPegasus jedenfalls glaubt nicht daran, dass alle ehemaligen Opelaner bis zum Jahresende untergebracht werden können. „Die meisten werden sich arbeitslos melden müssen“, sagt er. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT