Trockenwald wird zum Rauchopfer

Der Tabakanbau führt im südlichen Afrika zu ökologischen und sozialen Katastrophen

BERLIN taz ■ Rauchen ist nicht nur schlecht für die Gesundheit: Experten haben jetzt vor einer ökologischen und sozialen Katastrophen im südlichen Afrika gewarnt – hervorgerufen durch den Anbau von Tabak. „Mit dem Anbau geht das Abholzen und Versteppen ganzer Landstriche einher, während sich die Tabakbauern und ihre Familien immer weiter bei den internationalen Einkäufern verschulden müssen“, sagt der Umweltaktivist John Waluye aus Tansania , der sich gegenwärtig auf einer Vortragsreihe durch Deutschland befindet.

„Bedroht ist unter anderem der für das Klima wichtige Trockenwald in Tansania, Malavi und Simbabwe“, sagt Waluye. Denn die Bäume werden hauptsächlich geschlagen, um Feuerholz für das Trocken des Tabaks zu gewinnen. Dabei müssen für ein Kilo Tabak etwa 150 Kilo Holz verbrannt werden. Wald, der seine Funktion als Wasserspeicher verliert: Die deshalb entstandene Dürre sei inzwischen so groß, dass selbst die in den letzten Jahren versuchte Wiederaufforstung weitgehend scheiterte.

„Seit dreißig Jahren findet der Tabakanbau statt, jetzt ist die Umwelt zerstört, und die Lebensverhältnisse haben sich nicht gebessert“, sagt Waluye.

Dabei reichen die Einnahmen der Bauern immer weniger dafür aus, ihre Schulden für Saatgut, Pflanzenschutzmittel, Dünger und Pumpen an die großen Zigarettenkonzerne zurückzahlen zu können. Die Situation wird verschärft durch den steigenden Absatz von Zigaretten im Süden. Die Hersteller verlagern ihre Absatzmärkte zunehmend nach Afrika, Asien und Lateinamerika.

Und die Anbaustaaten sind so abhängig von den Tabakkonzernen wie der Raucher von der Zigarette: Ohne den Tabak bräche im Handel eines der wichtigsten Exportgüter weg.

Langfristig sieht Waluye deshalb den Ausweg im Anbau von Ersatzpflanzen. Nur der Verzicht auf den Tabakanbau konnte die dramatische Situation nachhaltig stabilisieren. Eine nachhaltige Tabakerzeugung hält der Tansanier in seinem Land grundsätzlich für unmöglich.

ARNULF WIESCHALLA

www.rauchopfer.org