Einen Euro ohne Job

Missbrauch-Vorwurf gegen Grone-Schule: Statt Arbeit gibt es für ein Ein-Euro-Jobber Rechnungswesen – ohne Lehrer

Der Hamburger Grone-Schule wird Missbrauch von Ein-Euro-Jobs vorgeworfen. Eine Frau, die bei dem privaten Bildungsträger eine Arbeitsgelegenheit antreten sollte, alarmierte den Gewerkschaftsbund (DGB). Statt eines Jobs gebe es Unterricht in Rechnungswesen – noch dazu zeitweise ohne Lehrer. „Ein Ein-Euro-Job ohne Job widerspricht dem Gesetz“, warnte gestern der DGB. Die Wirtschaftsbehörde forderte Grone auf, sich zu erklären.

Im Frühjahr hatte die für Arbeitslosengeld II-Bezieher zuständige Arge Kirstin L. zum Antritt eines Ein-Euro-Jobs bei Grone aufgefordert. Laut Gesetz muss die Billigarbeit gemeinnützig sein und der Integration in feste Arbeit dienen. Mitte April trat die Sozialwirtin bei Grone an. Aber statt in einen Job kam sie mit 17 anderen Arbeitslosen in einen Rechnungswesenkurs, montags und freitags wären sie auf sich allein gestellt, vorige Woche habe der Dozent ganz gefehlt. „Wir haben nach einem Buch Aufgaben gelöst“, so L. Spätere praktische Arbeit habe Grone nicht angekündigt.

„Wir sind davon ein bisschen überrascht“, reagierte Arge-Sprecher Uwe Ihnen, „Schulunterricht ist nicht im Sinn der Arbeitsgelegenheiten.“ Ein-Euro-Jobber sich selbst zu überlassen, so Christian Saadhoff, Sprecher der Aufsicht führenden Wirtschaftsbehörde, „dürfte nicht sein“. Auch die Menschen in Fortbildungen zu parken, ohne dass Jobs zur Verfügung stehen, ginge nicht an: „Das wäre deutlicher Missbrauch von Ein-Euro-Jobs.“ Die Behörde wolle sich jetzt „ein Bild“ über die Vorwürfe machen. Aus Steuern finanziert, erhält Grone für jeden seiner 900 Billigjobber eine Monatspauschale von mindestens 300 Euro.

Grone bestätigte das Fehlen des Lehrers. „Der Kurs hat sich auf ein Selbstlernprogramm verständigt“, so ein Sprecher. Auch versicherte er, „praktische Arbeit kommt noch“. Wann, könne er aber nicht sagen. Eva Weikert