Einen Fünfziger im Monat weniger

Was die Abschaffung der steuerfreien Zuschläge für Krankenschwestern und Polizisten bedeuten würde

„Wer arbeitet schon gerne nachts. Natürlich wird es Proteste geben“

BERLIN taz ■ Die Steuerfreiheit für Feiertags- und Nachtarbeitszuschläge wurden bereits abgeschafft – für Berufsfußballer. Vor knapp zwei Jahren nötigte das windige Management des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund Finanzminister Hans Eichel (SPD) zu einer Gesetzesänderung: Weil die Parteien und die Bild-Zeitung es unmoralisch fanden, dass Fußballprofis für Sonntagsspiele steuerfreie Zuschläge kassierten, beschränkte die rot-grüne Bundesregierung das Privileg auf Monatseinkommen unter 8.000 Euro.

Wenn CSU-Chef Edmund Stoiber nun die Ausnahmeregelungen streichen möchte, trifft er deshalb keine Großverdiener, sondern vor allem Krankenschwestern, Postmitarbeiter, Busfahrer und Polizisten. Nicht betroffen wären hingegen Freiberufler sowie viele Beschäftigte im Gaststätten- und Freizeitgewerbe – für sie ist zuschlagsfreie Wochenend- und Nachtarbeit ohnehin normal.

Eine verheiratete Krankenschwester mit drei Jahren Berufserfahrung beispielsweise müsste durch die Versteuerung ihrer Zuschläge monatlich auf 55 Euro verzichten – das zumindest rechnet die Gewerkschaft Ver.di vor. Im Jahr bedeute dies 660 Euro weniger Einkommen. Grundlage der Berechnung sind zwei Wochenenddienste pro Monat und eine Woche Nachtschicht jeden zweiten Monat.

Auch Polizisten müssten sparen: Ein Kommissar im Wechselschichtdienst (verheiratet, ein Kind), müsste nach Angaben der Polizeigewerkschaft auf 30 Euro monatlich beziehungsweise 360 Euro jährlich verzichten. Die Polizeigewerkschaft kündigt bereits jetzt Protest gegen eine mögliche Umsetzung der Stoiber-Pläne an: „Die Zuschläge haben ihre Berechtigung. Niemand arbeitet gerne nachts oder am Wochenende“, sagt Gewerkschaftssekretär Hans Adams. Und auch Ver.di will die angedrohten Kürzungen nicht hinnehmen. „Natürlich wird es Proteste geben“, sagt der Gewerkschafter Gerd Dielmann. „Die Leute werden sich das nicht bieten lassen.“ KLAUS JANSEN