Mit dem Aufstieg kamen die Tränen

Paderborn wieder zweitklassig: 23 Jahre nach dem Abstieg des Vorgängerclubs Schloß Neuhaus schaffen die Ostwestfalen die Promotion in die 2. Liga. Trainer Dotschew war zum Heulen zumute – er muss den SCP verlassen

PADERBORN dpa/taz ■ In der Stunde des größtes Triumphes konnte Pawel Dotschew seine Tränen nicht verbergen. Mit einem 4:0-Erfolg bei den Amateuren des VfL Wolfsburg führte der Trainer am Samstag den SC Paderborn 07 in die 2. Fußball-Bundesliga. Während seine Schützlinge und die mitgereisten Fans den größten Triumph der Vereinsgeschichte ausgelassen feierten, war es für Dotschew, dessen Vertrag bei den Ostwestfalen nicht verlängert wird, der Abschied. „Wir wurden für unsere gute Arbeit belohnt, bei mir überwiegen die Emotionen“, sagte der Bulgare und verschwand mit verweinten Augen in der Paderborner Kabine.

22 Jahre mussten die Paderborner auf die Rückkehr ins Profigeschäft warten. In der Saison 1982/83 war der Vorgängerverein TuS Schloß Neuhaus in der 2. Liga aktiv, stieg aber nach nur einem Jahr als abgeschlagener Tabellenletzter direkt wieder ab. Nach finanziellen Schwierigkeiten kam es 1997 zur Umbenennung in SC Paderborn 07, vor fünf Jahren erlebte der Club durch den Abstieg in die viertklassige Oberliga Westfalen seinen bisherigen Tiefpunkt.

Jetzt wollen sich die Ostwestfalen aber langfristig in höheren Gefilden etablieren. „Zunächst geht es nur um den Klassenerhalt, in etwa drei Jahren möchten wir aber mal versuchen, an die Tür zur Bundesliga zu klopfen“, sagte der Vereins-Vorsitzende Wilfried Finke. Der 54 Jahre alte Inhaber einer Möbelhauskette ist zugleich als Hauptsponsor und Mäzen engagiert und stattete alle Leistungsträger des Aufstiegsteams bereits mit langfristigen Verträgen aus. „Wir brauchen punktuelle Verstärkungen, um die Qualität des Kaders zu erhöhen“, so Finke, der für die nächste Saison mit einem Etat von 6 Millionen Euro plant.

Unabhängig vom Aufstieg beginnen in den nächsten Tagen die Bauarbeiten für ein neues, knapp 10 Millionen Euro teures Stadion, deren Finanzierung durch Privatinvestoren gesichert sein soll. Bereits im Januar 2006 soll in der 15.000 Zuschauer fassenden, komplett überdachten Fußball-Arena der Spielbetrieb aufgenommen werden. „Der Komfort wird eine Besucherwelle auslösen, zumal wir im Umkreis mit Arminia Bielefeld und LR Ahlen nur zwei Mitbewerber aus dem Profifußball haben“, glaubt Finke, der zunächst mit einem Schnitt von 6.000 Zuschauern kalkuliert.

Zumindest in der Hinrunde wird der SC Paderborn aber noch im alten Stadion am Hermann-Löns-Weg auflaufen, die fehlenden Flutlichtmasten seien kein Problem. „Wir haben die Lizenz ohne Auflagen erhalten“, sagte Finke. Um dennoch Abendspiele gewährleisten zu können, plant der Verein, montierbare Flutlichter zu installieren. „Wir wollen unseren Fans ja etwas bieten, das Paderborner Umland sehnt sich nach hochklassigem Fußball.“

Die sportlichen Erfolge soll künftig Coach Jos Luhukay garantieren. Der 42 Jahre alte Niederländer war seit 2002 beim 1. FC Köln als Co-Trainer aktiv und tritt zur nächsten Saison die Nachfolge von Dotschew an. „Dotschew hat sich in seinen zehn Jahren als Spieler und Trainer beim SCP einen Heldenstatus erarbeitet. Jetzt ist Zeit für ein neues Gesicht“, begründet Finke den Wechsel.

Dennoch bleibt ein Schatten über dieser Paderborner Spielzeit. Der SC war in den Hoyzerskandal um manipulierte Fußballspiele verwickelt. Kapitän Thijs Waterink, der vor dem Pokalspiel gegen den HSV 10.000 Euro von einem „ihm unbekannten, südländisch anmutenden Mitbürger“ angenommen hatte, spielte bei den Jubelfeierlichkeiten am Samstag keine Rolle. Der Verein hatte ihm vor Wochen fristlos gekündigt.