Rüstung auf Rekordniveau

Die USA bestreiten die Hälfte aller weltweiten Rüstungsausgaben, berichtet das Sipri-Institut in Stockholm. Russland führt bei Waffenexporten, Deutschland auf Platz vier

STOCKHOLM dpa/afp ■ Die weltweiten Rüstungsausgaben sind wegen der drastischen Ausgabensteigerungen der USA im vergangenen Jahr auf 1,05 Billionen Dollar (844 Milliarden Euro) gewachsen. Wie das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri (Stockholm International Peace Research Institute) am Dienstag in seinem neuen Jahrbuch zu Rüstung und Abrüstung angab, bestritten die Vereinigten Staaten mit einem Anteil von 47 Prozent fast die Hälfte aller Rüstungsausgaben allein.

Mit einem durchschnittlichen Zuwachs der Militärausgaben von global 2,4 Prozent pro Jahr seit 1995 und 6 Prozent seit 2002 ist inzwischen fast wieder das Rekord-Niveau aus dem Kalten Krieg erreicht. Wie Sipri errechnete, wurden auf dem Höhepunkt des Rüstungswettlaufs zwischen West und Ost 1987/88 noch sechs Prozent mehr Geld für militärische Zwecke ausgegeben als 2004. Allein die zusätzlichen Aufwendungen der US-Regierung für ihren „Krieg gegen den Terror“ übersteigen für die Zeit 2003–2005 mit 238 Milliarden Dollar alle Militärausgaben in Afrika, Lateinamerika und Asien (unter Einschluss Chinas, aber ohne Japan) zusammen.

Mit einem Plus von 14,3 Prozent stiegen die Militärausgaben am kräftigsten in Südasien mit den aufstrebenden Mächten Indien und China, gefolgt von Nordafrika mit 12 Prozent und Nordamerika mit 9,9 Prozent. Während sie hier von 446 auf 488 Milliarden Dollar kletterten, sanken die Rüstungsausgaben in Europa leicht von 256 auf 254 Milliarden Dollar.

Die USA dominierten mit 38 der 100 weltweit führenden Unternehmen und einem Marktanteil von 63,2 Prozent (Zahlen hier für 2003) die internationale Rüstungsproduktion ebenfalls klar. Von den Gesamtverkäufen im Wert von 236 Milliarden Dollar (ohne China) entfielen 30,5 Prozent auf die 42 führenden europäischen Rüstungsunternehmen. Zu ihnen gehörten auch sechs russische Anbieter. Bei den Rüstungsexporten lag Russland im vergangenen Jahr mit 6,2 Milliarden Dollar erneut vor den USA mit 5,4 Milliarden Dollar.

Deutschland war viertgrößter Rüstungsexporteur der Welt mit 1,1 Milliarden Dollar. Als wichtigen Trend des vergangenen Jahres nannte Sipri die zunehmende Spezialisierung großer Unternehmen. Die sei Folge der Privatisierung beziehungsweise Auslagerung von bisher staatlichen Militäraktivitäten.

Dem Bericht zufolge vergrößerten sich die wichtigsten Waffenhersteller „enorm“ und seien mittlerweile mit multinationalen Großunternehmen zu vergleichen. Die Umsätze der 100 größten Waffenfirmen sei größer als das zusammengerechnete Bruttosozialprodukt der 61 ärmsten Länder der Welt.

Nach Angaben des Instituts wurden im vergangenen Jahr 19 größere Kriege mit jeweils mehr als tausend Toten im Jahr geführt. Bis auf den Kampf gegen die Terrororganisation al-Qaida von Ussama Bin Laden sowie die Kämpfe im Irak und in Darfur dauern diese Kriege alle seit mehr als zehn Jahren an.