Streik erfasst die Kölner Uni

Wegen der drohenden Studiengebühren treten die ersten Studierenden an der Uni Köln in den Ausstand. Von der Uni-Leitung verlangen sie eine Absage an jegliche Gebühren

KÖLN taz ■ Verbarrikadierte Türen, Streikposten vor den Seminarräumen und Sprengtrupps zur Störung noch stattfindender Veranstaltungen: Seit Montag wird an der Kölner Universität gestreikt. Mit großer Mehrheit hatten die StudentInnen der Philosophischen Fakultät und des Fachbereichs Biologie beschlossen, in einen sofortigen und unbefristeten Streik zu treten. Gestern zogen die Studierenden der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät nach.

Grundlage des Protestes ist die Anfang Juni uniweit verabschiedete „Kölner Erklärung zur Hochschulpolitik“. In dieser sprechen sich die Studierenden für ein „Verbot von Studiengebühren in jeder Form“ aus. Des Weiteren kritisieren die Verfasser die bis 2007 geplante Umstellung auf Studiengänge wie „Bachelor“ und „Master“ und fordern den Erhalt der so genannten kleinen Fächer. „Die Gebühren sind zwar der Aufhänger, aber es geht uns auch um die gesamte momentane Bildungspolitik“, erklärt Beate Schulz vom SprecherInnenrat der Philosophischen Fakultät.

Bis spätestens heute Mittag rechnen die Studierenden mit einer Stellungnahme des Rektorats, die dann in einer uniweiten Vollversammlung um 13 Uhr diskutiert werden soll. Für den Fall einer Ablehnung der Erklärung will man den Rücktritt des gesamten Rektorats fordern und den Streik fortsetzen.

Prorektor Norbert Finzsch bestätigte gestern, dass man der Erklärung insgesamt nicht zustimmen werde. Sie enthalte zwar vernünftige und richtige Ideen, aber auch einige „divergente und unrealistische“ Ansätze.

Der Professor für Anglo-Amerikanische Geschichte zeigte aber auch Verständnis für die Proteste der Studierenden. Er persönlich sei auch gegen Studiengebühren. Die Hauptgefahr sehe er aber vielmehr in der Einführung der „Bachelor“- und „Master“-Studiengänge, die keinerlei Zeit ließen, nebenher arbeiten zu gehen und so ein Studium für viele unmöglich machen könnten. Um in seiner Funktion als Dozent die Streiks zu unterstützen, kündigte er an, seine Lehrveranstaltungen in einer S-Bahn abzuhalten, „um den Protest der Studierenden auch rauszutragen in die Lebenswelt anderer Menschen.“

CHRISTIAN STEIGELS